Der stille Herzinfarkt

6. September 2021
Frau fasst sich mit beiden Händen und schmerzverzogenem Gesicht an die Brust.

Behalten Sie Ihr Herz immer im Blick

Wussten Sie, dass ein Herzinfarkt nicht immer eindeutige Symptome aufweist? Es kann durchaus sein, dass der Infarkt unbemerkt bleibt – dieser wird dann als stiller oder stummer Herzinfarkt bezeichnet. Erst nach Wochen, Monaten oder Jahren wird der ein oder andere Infarkt aufgedeckt. Das kann zum Beispiel im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder aufgrund von Folgeerkrankungen sein. In diesem Fall löst die Diagnose meist große Verwunderung bei den Betroffenen aus, da der Infarkt in deren Vorstellung immer mit den typischen Symptomen wie Atemnot, Angina pectoris (Engegefühl der Brust) und starken Schmerzen in der Brust bis in den Arm verbunden ist. Doch das ist eben nicht immer der Fall.

 

Was passiert bei einem stillen Infarkt?

Im Prinzip verläuft der stille Infarkt identisch mit dem symptomatischen Infarkt – nur dass die üblichen Beschwerden wie Schmerzen in der Brust, Engegefühl, Atemnot, Übelkeit und kalter Schweiß ausbleiben. Dabei sterben Teile des Herzmuskels nach und nach ab, weil Zellen zeitweise mit zu wenig arteriellem Blut versorgt werden, die den Sauerstoff transportieren. Das passiert, wenn sich im Inneren der Herzkranzgefäße ein Blutgerinnsel bildet, das zu einer starken Verengung oder einem kompletten Verschluss des Gefäßes führt. Dazu kommt es fast immer an den Stellen, an denen sich die Gefäßwände durch Arteriosklerose verändert haben, also Plaquebildung oder Verkalkungen stattfanden. Umso länger die Blutversorgung unterbrochen ist desto mehr Schäden bleiben am Herzen zurück. Unser Herz wird bei einem stillen Infarkt also genauso schwer beschädigt, wie bei einem klassischen Herzinfarkt. Allerdings ist die Gefahr durch das verspätete Erkennen noch größer.

 

Wie gefährlich ist ein stiller Herzinfarkt wirklich?

Der sogenannte asymptomatische Infarkt ist zwar mit geringeren bis gar keinen Schmerzen verbunden, dafür aber nicht weniger gefährlich für die Patienten. Im Gegenteil, dadurch dass die Diagnose meist unbemerkt bleibt, bleibt sie auch unbehandelt, was wiederum die Gefahr für Folgeerkrankungen erhöht. Durch die fehlende Wahrnehmung kann es sogar dazu kommen, dass Menschen häufiger an den Folgeerkrankungen eines stummen Herzinfarkts sterben als Menschen mit einem „normalen“ Infarkt.

Weil das Muskelgewebe abstirbt, ist das Herz nicht mehr zu 100% funktionsfähig. Folgeerkrankungen von unbehandelten Infarkten sind Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz. Wird die Diagnose jedoch rechtzeitig erkannt, kann der Infarkt behandelt werden. Durch das Öffnen des verschlossenen Gefäßes, wird dafür gesorgt, dass das Blut wieder Richtung Herz fließen kann, und damit wird das weitere Absterben des Muskelgewebes verhindert. Ist das nicht der Fall können schwerwiegende Folgen entstehen, bis hin zum Tod.

 

Haben Betroffene wirklich gar keine Symptome bei einem stillen Herzinfarkt?

Wie der Name schon sagt, verlaufen die meisten Infarkte still und heimlich ohne eindeutige und akute Symptome. Die Beschwerden, die dennoch auftreten können, sind so diffus, dass sie vorerst einem Herzinfarkt nicht eindeutig zugeordnet werden können. Wenn Symptome auftreten, dann meist abgeschwächt. Dazu kommt, dass Beschwerden wie Schwindel, Schwäche, Müdigkeit und Unwohlsein so unspezifisch sind, dass diesen oftmals keine große Beachtung geschenkt wird, da man davon ausgeht, dass die Symptome nach einer Weile wieder verschwinden und nicht weiter dramatisch sind.

Doch genau hier liegt die Gefahr. Nehmen Sie Ihre Gesundheit ernst und behalten Sie vor allem Ihr Herz genauestens im Blick. Wenn Sie bei Belastung schneller außer Atem sind als gewöhnlich, Sie sich anhaltend unwohl fühlen oder Ihre Leistungsfähigkeit sinkt, können das Hinweise für einen stummen Infarkt sein. Achten Sie auf Ihren Körper und nehmen Sie Anzeichen ernst.

 

Welche Risikofaktoren gibt es für einen stillen Herzinfarkt?

Auch die Risikofaktoren und Ursachen für einen stummen Infarkt sind analog zum klassischen Herzinfarkt. Oft geht einem Herzinfarkt eine Arteriosklerose der Herzkranzgefäße (KHK) voraus, also fetthaltige und verkalkte Ablagerungen an den Gefäßwänden, die für eine Verengung in den Herzkranzgefäßen sorgt.

Zu den Risikofaktoren für einen Herzinfarkt zählen:

  • ein höheres Lebensalter erhöht auch das Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen
  • häufiger betroffen sind männliche Personen
  • die familiäre Vorbelastung spielt auch hier eine entscheidende Rolle
  • eine einseitige fettreiche Ernährung begünstigt eine Herzerkrankung
  • Übergewicht zählt auch hier zu einem der häufigsten Risikofaktor
  • Bewegungsmangel kann dazu führen, dass Ihr Herz nicht mehr richtig arbeitet
  • Bluthochdruck ist ein Risikofaktor für Gefäßverschluss, was wiederum den Herzinfarkt begünstigt
  • durch Stress reagieren die Gefäße und es entsteht eine Verengung
  • auch durch erhöhtes Cholesterin kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßen
  • durch Nikotin- und Alkoholkonsum werden die Innenwände der Gefäße beschädigt
  • durch einen Diabetes mellitus sind die Blutzuckerwerte oft erhöht, auch das fördert Ablagerungen in den Gefäßen

 

Was kann man bei einem stillen Infarkt tun?

Wenn sie keine eindeutigen Symptome haben und sich plötzlich über einen längeren Zeitraum hinweg unwohl fühlen und eine Antriebslosigkeit wahrnehmen, ohne dass sie einen ausschlaggebenden Grund dafür haben, sollten sie bereits aufmerksam werden. Denn nach einer Studie verläuft jeder zweite Herzinfarkt stumm1. Gehen Sie mit Ihren Beschwerden umgehend zum Arzt und lassen Sie Ihr Herz untersuchen. Mittels Elektrokardiographie (EKG) kann die Herzfunktion, also die Herzfrequenz und der Herzrhythmus, gemessen werden. Auch bereits vergangene Infarkte werden im EKG meist gut erkannt. Jedoch wird nicht jeder Infarkt auch im EKG zu sehen sein, deshalb ist es wichtig, dass Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, um Veränderungen und Auffälligkeiten sofort zu erfassen.

Grundsätzlich gilt also:
Bei Symptomen wie anhaltender Übelkeit, Schwäche, Müdigkeit und Schwindel sollten Sie umgehend Ihre Herzaktivität bei Ihrem Arzt überprüfen lassen. Sind die Symptome eindeutig und Sie verspüren ein Engegefühl in der Brust, Atemnot und Schmerzen in der linken Brustgegend mit Ausstrahlung in den Arm, dann sollten Sie schnellstmöglich in ein Krankenhaus. Rufen Sie dazu die 112. Unterschätzen Sie nicht die Gefahr, die mit einem stummen Herzinfarkt einhergeht.

 

Damit es nicht so weit kommt …

Um die Gefahr eines stummen Herzinfarktes zu verringern, können Sie vorbeugen. Fangen Sie bereits bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen an. Auch wenn Sie keine Beschwerden verspüren, sollten die angebotenen Gesundheitschecks in gewissen Abständen eingehalten werden. Es gibt eine Reihe von (Herz-)Erkrankungen, die sich unbemerkt bilden und die Betroffene erst spät bemerken – dann, wenn es meist schon zu spät ist. Mittels Routineuntersuchungen können Veränderungen am Herzen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Nehmen Sie sich die Zeit für Ihre Herzgesundheit!

Außerdem können Sie das Risiko eines Infarktes minimieren, indem Sie einen gesunden Lebensstil pflegen. Auch schon mit kleinen Schritten, erzielen Sie große Wirkung und tragen zur effektiven Herzvorsorge bei.

  • Dazu gehören vor allem ausreichend körperliche Aktivitäten. Versuchen Sie Übergewicht zu vermeiden. Mit einem gesunden Körpergewicht reduzieren Sie auch das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Mit dem sogenannten Body Mass Index (BMI) und dem Taille-Hüfte-Quotienten (THQ) können Sie schnell und einfach überprüfen, ob Ihr Körpergewicht als übergewichtig gilt.
  • Schenken Sie einer ausgewogenen und gesunden Ernährung Ihre Aufmerksamkeit. Achten Sie bei Ihren Speisen also auf den Fett- und Cholesteringehalt. Statt auf gesättigte Fettsäuren in Butter, Wurst, Käse oder Fleisch zurückzugreifen, sollten Sie besser von ungesättigten Fettsäuren aus Pflanzenölen, Nüssen, Avocados oder Ölfrüchten (z. B. Oliven) zehren.
    Im nächsten Blogbeitrag berichten wir über eine herzgesunde Ernährung, schauen Sie dort unbedingt rein, wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten.
  • Verzichten Sie bestmöglich auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin. Damit schaden Sie Ihrem Herzen, Ihren Gefäßen und Ihrem Cholesterinspiegel. Wenn Sie es nicht schaffen, komplett auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten, sollten Sie versuchen die Menge zu reduzieren. Schritt für Schritt kommen Sie Ihrem Ziel näher!
  • Bauen Sie Bewegung in Ihren Alltag ein. Eine fehlende Bewegung wirkt sich negativ auf unsere Herzgesundheit aus und kann langfristig zu einer Arteriosklerose führen. Bei regelmäßigen sportlichen Aktivitäten halten Sie sich und Ihr Herz fit und unterstützen gleichzeitig Ihre Gewichtskontrolle.
  • Ausreichend Schlaf und kein Stress ist die Definition von Glück? Auch für Ihr Herz! Zugegebenermaßen fällt es nicht immer leicht, trotzdem sollten Sie versuchen ausreichend Schlaf abzubekommen und ein stressfreies und entspanntes Leben zu führen. Denn zu viel Stress und zu wenig Schlaf führen zu einem geschwächten Immunsystem und können langfristig sogar das Herzinfarktrisiko erhöhen.

Abschließend ist es mir wichtig, dass Sie auf Ihren Körper und Ihr Herz achten. Nehmen Sie Beschwerden nicht auf die leichte Schulter und lassen Sie sich besser einmal mehr untersuchen. Gerade bei unspezifischen Symptomen kann mehr dahinter stecken, als Sie womöglich vermuten. Also behalten Sie Ihr Herz im Blick und nehmen Sie sich auch öfter mal Zeit für sich und gönnen Sie sich und Ihrem Herzen eine kleine Auszeit vom Alltagsstress.

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1 Quelle: Ärzteblatt

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