Herzüberwachung dank Smartwatch – Das neue Must-have für Herzpatienten?

24. März 2023
Smartwatch am Handgelenk, um die Herzfunktion zu überwachen.

Was sind Smartwatches?

Eine Smartwatch bezeichnet eine elektronische Armbanduhr, die Ihnen nicht nur die Uhrzeit ansagt, sondern noch weitaus mehr Funktionen besitzt als eine herkömmliche Armbanduhr. Sie wird deshalb auch als elektronischer Messallrounder bezeichnet. Wichtige Informationen können innerhalb von Sekunden abgerufen und bereitgestellt werden. Genauso wie mit dem Smartphone, können auch die meisten Smartwatches via Sprachsteuerung bedient werden. Für Sportler ist die Erfassung von relevanten Fitness-Daten via Smartwatch ein wichtiges Anwendungsgebiet. So ist die Uhr mittlerweile vielmehr als ein schickes Accessoire. Im digitalen Zeitalter angekommen, erleichtert sie das kommunikative und soziale Leben der Nutzer. Aber nicht nur das. Mit immer mehr Benefits bestückt, soll das smarte Gerät am Handgelenk nun im Ernstfall auch Leben retten können.

 

Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern – Kann eine Smartwatch tatsächlich Herzprobleme erkennen?

Herzrhythmusstörungen sind eine der häufigsten Diagnosen unter den Herzerkrankungen. Nicht immer werden diese sofort bemerkt. Wenn Sie eine Smartwatch tragen, nimmt diese regelmäßige Messungen Ihrer Pulswellen am Handgelenk vor. Aufgrund der Messungen ist es möglich, dass die Watch schnell und einfach Veränderungen wahrnehmen und dementsprechend Warnsignale ausliefern kann. Doch wie genau funktioniert das? Wie ermittelt eine Smartwatch den aktuellen Puls?

Zunächst müssen zur Messung der Vitalwerte meist die Mobiltelefone der Nutzer griffbereit sein. Einige Modelle gibt es bereits, die komplett ohne Smartphone funktionieren und eine eigene SIM-Karte verbaut haben. Jedoch wird zur Tracking- und Fitnessauswertung in den meisten Fällen noch das Smartphone und eine dazugehörige App benötigt. Die sogenannten Wearables haben mittlerweile viele Funktionen, die das Herz-Kreislauf-System ausführlich untersuchen – und das ganz nebenbei.

Sobald das Herz stärker schlägt und das Blut mit einer höheren Kraft in die Venen gepumpt wird, erweitern sich die Blutgefäße und mehr sauerstoffreiches Blut wird in den Körper transportiert. Das veränderte Blutvolumen und die dadurch veränderte Lichtabsorption wird von der smarten Uhr mittels Infrarotlicht-Sensoren erfasst, die sich an der Rückseite der Uhr befinden. Dieses digitale Messverfahren wird demnach als „optische Messung“ bezeichnet und ermittelt regelmäßige Informationen über die Herzfrequenz. Damit kann das smarte Gerät einen entscheidenden Beitrag leisten, Herzrhythmusstörungen frühzeitig aufzudecken.

 

EKG am Handgelenk – Ist das möglich?

Ein sogenanntes 1-Kanal-EKG registriert, wie der Name bereits verrät, nur eine Ableitung und dient der kurzfristigen Dokumentation von Herzrhythmusstörungen. Da diese häufig spontan auftreten und dann wieder für längere Zeit nicht, ist es schwer die Unregelmäßigkeiten im Rahmen des Sprechstunde einzufangen. Mit einem 1-Kanal-EKG, welches durch den Patienten mittels Sensor an der Smartwatch durchgeführt werden kann, können so langfristig Messungen organisiert und etwaige Abweichungen dokumentiert werden.

Diese 1-Kanal-Messungen sind allerdings in der Aussagekraft beschränkt, weshalb sie auch nicht in der kardiologischen Routinekontrolle zum Einsatz kommen. Anders als bei einem normalen EKG in der kardiologischen Praxis kann das 1-Kanal-EKG weder Lokalisation noch bestimmte Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Ischämien erkennen. Für eine Langzeitüberwachung von betroffenen Herzpatienten ist diese Art und Weise der Kontrolle jedoch durchaus sinnvoll und kann spontanes Kammerflimmern oder Vorhofflimmern rechtzeitig aufzeichnen und dementsprechend warnen.

 

Doch kann die Smartwatch auch einen Herzinfarkt voraussagen?

Die aktuellen Modelle liefern mittlerweile sehr gute Messwerte bezüglich der optischen Herzfrequenzmessung sowie der Erstellung eines einfachen EKG’s am Handgelenk, zur Einschätzung der eigenen Gesundheit sowie körperlicher Anstrengung. Doch so gut das auch klingt, die Smartwatch kommt dennoch an ihre Grenzen und ist aktuell nicht darauf ausgelegt wirklich ernsthafte Diagnosen zu prognostizieren. Eine koronare Herzkrankheit sowie ein drohender Herzinfarkt kann demnach nicht durch eine Smartwatch diagnostiziert werden.

 

Wie verlässlich sind Smartwatches also tatsächlich bezüglich Herzproblemen?

Da die Geräte so klein sind, dass man sie immer und überall bei sich führen kann und den Nutzern noch deutlich mehr Funktionen erlauben als die reine Pulsmessung und einfache EKG-Funktion, sind die Smartwatches tatsächlich ein gutes Benefit zur Kontrolle des eigenen Gesundheitszustandes. Durch die sogenannten Wearables werden tatsächlich realistische Werte gemessen. Und das ganz ohne Manschette oder sonstiges Zubehör. Einige der Geräte sind sogar als Medizinprodukt zugelassen, deren Messgenauigkeit validiert wurde. Jedoch sollten sich die Nutzer nicht komplett auf das smarte Messgerät am Handgelenk verlassen. Herkömmliche Messgeräte, wie die Blutdruckmessung am Oberarm oder das EKG beim Kardiologen, treffen eine viel genauere Aussage über die Herzaktivitäten als die einfach gehaltenen Funktionen der Smartwatch. Ein Arztbesuch ist damit also nicht hinfällig. Die regelmäßigen Routinekontrollen sind enorm wichtig, um einen optimalen Gesundheitszustand zu gewährleisten. Jedoch kann zwischen den Arztbesuchen auf die Messung via Smartwatch zurückgegriffen werden, da der Aufwand hierfür als sehr gering gilt und für einen kontinuierlichen Überblick in Sachen Herzgesundheit sorgt. Doch Vorsicht, verschiedene Faktoren können zu falschen Ergebnissen führen.

 

Welche Faktoren können die Messungen beeinflussen?

Eine nicht durchgängige Erfassung der Messdaten kann viele Gründe haben. Beachten Sie folgende Faktoren, um eine Fehlmessung auszuschließen:

  • Führen Sie eine Kalibrierung nach Anweisung durch, eine optimale Messgenauigkeit zu gewährleisten
  • Stellen Sie sicher, dass die Uhr fest am Handgelenk sitzt
  • Prüfen Sie, ob bei fehlender oder falscher Messung der Sensor möglicherweise verschmutzt ist
  • Starke Armbehaarung kann zu Abweichungen im Messverfahren führen
  • Hitze oder Kälte beeinflussen möglicherweise das Ergebnis
  • Schnelle Armbewegungen können ebenfalls dazu beitragen, dass die Messung nicht optimal durchgeführt werden kann

 

Smartwatch oder Fitnesstracker – Wo ist der Unterschied?

Sowohl Smartwatches als auch Fitnesstracker halten häufig etliche hilfreiche Analysen wie Stresslevel, Trainingszustand und Vitalwertmessungen bereit. Generell ist aber zu sagen, dass Smartwatches mehr Features besitzen als die meisten Fitnessuhren. Wo Fitnessuhren vorinstallierte Funktionen verbaut haben und rein auf die körperliche Belastung ausgelegt sind, unterstützten Smartwatches den Benutzer generell im Alltag und stellen damit die perfekte Ergänzung zum Smartphone dar. Mit entsprechender Ausstattung können Sie mit einer Smartwatch sogar telefonieren oder Nachrichten verschicken, ohne das Mobiltelefon in die Hand nehmen zu müssen. Diese Funktionen besitzen die Fitnesstracker nicht. Doch wer liefert bessere Messergebnisse – Smartwatch oder Fitnessuhr?

Fitnessfunktionen und die entsprechenden Sensoren zur Messung der Vitalfunktionen sind je nach Modell in beiden Ausführungen verbaut. Anpassungsfähiger ist die Smartwatch, die Sie mit Ihrem Handy verbinden können und somit viele Funktionen miteinander kombinieren können. Natürlich müssen Sie hier mit Preisunterschieden rechnen, da die Smartwatch umfangreicher ist und das Design eher auf ein stylisches Alltagsaccessoire ausgelegt wurde. Was die Qualität der Messungen angeht, können beide Wearables gute Messergebnisse erzielen. Die richtige Wahl treffen Sie hier je nach Bedürfnis.

 

Wird die Smartwatch als Krankenkassenleistung anerkannt?

Fitnesstracker und Smartwatches können die Nutzer zu einem gesünderen Lebensstil motivieren und verhelfen zu einer besseren Übersicht über Bewegung, Schlaf und Vitalwerte. Das ist natürlich ganz im Sinne der Krankenkassen. Weshalb ein Zuschuss nicht pauschal verneint werden kann. Jedoch gibt es gewisse Bestimmungen, die für die Bezuschussung erfüllt werden müssen. Die Art und Weise der Beteiligung hängt jedoch stark von der Krankenkasse selbst oder dem Wearable ab, die Sie sich anschaffen möchten. Wer sich also eine Smartwatch zulegen möchte, sollte vorab mit seiner Krankenkasse Kontakt aufnehmen.

 

Fazit

Die Smartwatches sind also vielmehr als schicke elektronische Uhren. Sie eignen sich zum Telefonieren, schicken Nachrichten, zeigen Ihnen das Wetter, erinnern Sie an Termine und überprüfen auch noch Ihren Gesundheitszustand. Neben Schlaf- und Kalorienprofilen werden Puls- und Blutsauerstoffmessungen durchgeführt und einfache EKG’s erstellt. Integrierte Sensoren warnen bei Unregelmäßigkeiten für Kammer- oder Vorhofflimmern. Je nach Hersteller können diese weniger oder mehr zuverlässig sein. Wichtig ist, dass die Messgenauigkeit validiert wurde, sodass Sie sich auch auf die ermittelten Ergebnisse verlassen können. Tatsächlich entwickeln sich die smarten Watches zunehmend zu einem kleinen medizinischen Gerät, das die kardiologische Therapie unterstützen kann. Einige Watches wurden sogar als Medizinprodukt zertifiziert.

Besonders ratsam ist die Verwendung von Smartwatches mit EKG-Funktion für Patienten, die an symptomatischen oder asymptomatischen Herzrhythmusstörungen leiden. Auch zur unterstützenden Nachsorge können die Watches verwendet werden.

Allerdings sollten Sie niemals blind auf die smarten Geräte vertrauen. Eine sichere Diagnostik kann nur durch den Mediziner gewährleistet werden. Achten Sie auf Ihren körperlichen Gesundheitszustand und stimmen Sie die Verwendung und Auswertung Ihrer Smartwatch immer mit dem Kardiologen ab, um im Verlauf die richtigen Schlüsse für die weitere Diagnostik und Therapie zu ziehen. Die Watch stellt keinen Ersatz für einen regelmäßigen Besuch in der Kardiologie dar.

Vorsicht: Wenn Sie sich zu sehr auf die Auswertungen konzentrieren, können Sie schnell verunsichert werden. Fehlende Kenntnisse können schnell zu Fehlinterpretationen führen und Ihnen damit ein ungutes Gefühl vermitteln. Durch den Stress steigen Ihre Werte schnell an und Sie werden nur noch weiter verunsichert. Stimmen Sie die Überwachung deshalb immer in meiner Praxis ab, sodass Unsicherheiten vermieden werden können.

 

Haben Sie weitere Fragen zum Thema Herzgesundheit?

Kommen Sie gerne in meine Sprechstunde.

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