Erste Hilfe im kardiologischen Notfall

8. Dezember 2022

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursache in Deutschland. Insgesamt werden rund 40 Prozent aller Todesfälle durch eine Erkrankung des Herzens oder deren Folgeerscheinungen verursacht. Darunter fallen zum Beispiel ein akuter Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder eine chronische koronare Herzkrankheit.

Kommt es zu einer akuten Notsituation, dann zählt jede Sekunde. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem Thema zu befassen, gerade wenn bei Ihnen selbst oder einem Angehörigen bereits eine Herzkrankheit diagnostiziert wurde.

 

Wann handelt es sich um einen Notfall?

Herzinfarkt

Bei einem akuten Myokardinfarkt handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, der durch eine Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen hervorgerufen wird. Bei einer Minderdurchblutung sterben Teile des Herzmuskels nach und nach ab, was die Situation für den Patienten besonders dringlich macht. Schnelle Hilfemaßnahmen können entscheidend für Leben oder Tod sein. Das schrittweise Absterben der Herzmuskelzellen führt unbehandelt zum Ausbleiben der Pumpkraft.

Akute Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Von einer Herzschwäche ist in der Medizin dann die Rede, wenn nicht mehr ausreichend Blut in den Körperkreislauf gepumpt werden kann, was wiederum dazu führt, dass andere Organe und Muskeln nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden können. Eine Herzschwäche kann als spontane Form oder als Folgeerscheinung von einem Herzinfarkt, dauerhaft erhöhtem Blutdruck oder anderen Herzkrankheiten auftreten. Eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz macht sich bemerkbar, wenn gewöhnliche Tätigkeiten plötzlich schwer fallen oder die körperliche Belastbarkeit immer weiter abnimmt.

Hypertensive Krise / Blutdruckentgleisung

Eine Hypertensive Krise wird auch als Blutdruckentgleisung bezeichnet und tritt dann auf, wenn der Blutdruck plötzlich und ohne Auslöser dramatisch ansteigt. Der Grenzwert, bei dessen Überschreitung man von einer Entgleisung spricht, liegt bei 180 mmHg für den systolischen Wert und 120 mmHg für den diastolischen Wert. Hält dieser Zustand an und treten dazu noch weitere Symptome auf, kann sich die Hypertensive Krise zu einem Hypertensiven Notfall entwickeln und für den Betroffenen einen lebensbedrohlichen Zustand darstellen. In dieser Notfallsituation können bereits Organschäden vorhanden sein, die ohne notwendige Behandlung zu einem plötzlichen Herzstillstand führen.

Bewusstlosigkeit / Herz-Kreislauf-Stillstand

Das körperliche Bewusstsein sorgt dafür, dass wir auf Reize reagieren sowie zeitlich und räumliche Orientierung besitzen. Ist dieser Zustand nicht gegeben, ist der Körper nicht im Stande bewusst zu reagieren und sich gegebenenfalls durch Instinkte zu schützen. Liegt eine Bewusstlosigkeit vor, also wenn der Patient nicht ansprechbar ist, aber die Atemfunktion gegeben ist, erschlafft die gesamte Körpermuskulatur und natürliche Schutzreflexe wie Schluck- oder Hustenreflexe sind nicht gegeben.

Ist bei der bewusstlosen Person jedoch keine Atmung vorhanden sowie keine Hebung und Senkung des Brustkorbes feststellbar, so muss von einem Kreislaufstillstand ausgegangen werden, der umgehend behandelt werden muss, um die Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe aufrecht zu erhalten.

 

Wie erkennen Sie die Anzeichen eines akuten Herz Notfalls?

Herz-Notfälle können jederzeit spontan auftreten. Ob zuhause, beim Sport, im Straßenverkehr oder bei der Arbeit. Selten haben Sie direkt einen Arzt bei sich. Deshalb ist es wichtig, dass Sie für sich selbst und auch für Ihre Mitmenschen die Symptome für eine Notsituation erkennen und dementsprechend reagieren können. Aus diesem Grund gehe ich im Folgenden auf die wichtigsten Beschwerden der Notfallsituationen ein.

Herzinfarkt

    • Anhaltende Schmerzen in der Brust, die gegebenenfalls in den linken Arm, Kiefer oder Oberbauch ausstrahlen
    • Druckgefühl auf dem Brustkorb / Engegefühl (Angina Pectoris)
    • Erschwerte Atmung bis hin zur Atemnot
    • Blässe
    • Kaltschweißigkeit
    • Bei Frauen zusätzlich Übelkeit

Nicht immer treten die Herzinfarkt-Symptome gemeinsam auf. Häufig spüren die Betroffenen nur ein Unwohlsein und einen leichten Druck auf der Brust. Oftmals werden dadurch die Symptome nicht ernst genommen und die Behandlung erst einmal aufgeschoben. Gerade bei Frauen können die Beschwerden eines Infarktes sehr unspezifisch auftreten. Übelkeit, Erbrechen und Atembeschwerden, werden vorerst nicht auf das Herz zurückgeführt.

Akute Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

    • Kurzatmigkeit oder häufig trockener Husten
    • Atemnot, die im Liegen weiter zunimmt
    • Niedriger Blutdruck (Systole unter 100 mmHg)
    • Schwellungen der Beine und / oder des Bauches
    • Herzrasen
    • Blässe
    • Kaltschweißigkeit

Hypertensive Krise / Blutdruckentgleisung

    • Geröteter Kopf
    • Druck auf dem Kopf / starke Kopfschmerzen
    • Übelkeit und Erbrechen
    • Zittern / Unwohlsein
    • Nasenbluten
    • Bluthochdruck (RR über 180/120 mmHg)

Hypertensiver Notfall

    • Sehstörungen
    • Atemnot
    • Druckgefühl auf dem Brustkorb / Engegefühl (Angina Pectoris)
    • Brustschmerzen
    • Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl oder Krampfanfälle

Bewusstlosigkeit

    • Fehlende Reaktion auf Ansprache
    • Fehlende Körperspannung

Herz-Kreislauf-Stillstand

    • Fehlende Reaktion auf Ansprache
    • Fehlende Körperspannung
    • Fehlender Puls
    • Atemstillstand

Bei einer Bewusstlosigkeit gilt es immer zu prüfen, ob ein Herz-Kreislauf-Stillstand vorliegt. Wenn Sie eine bewusstlose Person antreffen, prüfen Sie also zunächst die Atmung. Fühlen und sehen Sie, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Außerdem können Sie hören, ob Atemgeräusche vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, liegt ein Stillstand der Herz-Kreislauf-Aktivitäten vor und sofortige Maßnahmen müssen eingeleitet werden.

 

So leisten Sie richtig Erste Hilfe

Wichtig ist, dass Sie bei den beschriebenen Beschwerdebildern rasch handeln. Setzen Sie zuallererst den Notruf unter der Notrufnummer 112 ab und geben Sie, wenn möglich, den genauen Standort, den Namen und das Alter der betroffenen Person an. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte übernehmen Sie die Überwachung des Patienten und leiten im äußersten Fall die Herzdruckmassage ein. Am besten suchen Sie sich, wenn möglich, vor Ort weitere Helfer, sodass die Aufgaben untereinander aufgeteilt werden können, bis der Notarzt und Rettungsdienst ankommt und die weitere Behandlung übernimmt.

Vorgehen bei Notfall-Situationen

Prüfen Sie zunächst das Bewusstsein. Ist der oder die Betroffene bei Bewusstsein, lagern Sie den Oberkörper der Person etwas aufrecht und sorgen Sie dafür, dass dieser gestützt wird, sodass die Atmung dadurch erleichtert wird. Liegt jedoch eine Bewusstlosigkeit vor, prüfen Sie, ob die Person noch eine normale Atemfunktion zeigt, indem Sie den Brustkorb beobachten oder Atemgeräusche mit dem Ohr wahrnehmen. Ebenfalls können Sie dazu prüfen, ob ein Luftstrom spürbar wird. Ist die Atmung vorhanden, bringen Sie den Betroffenen in die stabile Seitenlage, sodass die Atemwege frei bleiben.

Liegt bei der bewusstlosen Person keine Atmung vor, so besteht immer der Verdacht eines Kreislaufstillstandes. In diesem Fall rufen Sie sofort den Notarzt oder sorgen dafür, dass Personen aus der Umgebung den Notruf absetzen. Beginnen Sie umgehend mit den Wiederbelebungsmaßnahmen.

Herzdruckmassage

Bereits wenige Minuten ohne Sauerstoffversorgung besteht die Gefahr, dass erste Organe absterben. Der Druck einer Herz-Lungen-Wiederbelebung simuliert den sonst normalen Herzschlag und sorgt dafür, dass weiterhin Sauerstoff durch den Kreislauf gepumpt wird. Aber Vorsicht: Eine Herzdruckmassage kann für den Ersthelfer sehr anstrengend werden. Rufen Sie unbedingt nach Hilfe, sodass Sie sich bei der Ausführung mit einer weiteren verantwortlichen Person abwechseln können. Im Folgenden wird die Vorgehensweise einer Herz-Lungen-Wiederbelebung schrittweise erklärt:

    • Positionieren Sie sich knieend neben der betroffenen Person in Höhe des Brustkorbs
    • Wenn möglich, machen Sie den Oberkörper der betroffenen Person frei
    • Setzen Sie Ihren Handballen in die Mitte des Brustbeines und verstärken Sie diesen durch das Auflegen der zweiten Hand
    • Beugen Sie sich senkrecht über die Brust des Patienten
    • Strecken Sie Ihre Arme durch und drücken Sie damit senkrecht von oben auf den Brustkorb der betroffenen Person und entlasten Sie anschließend wieder
    • Üben Sie dabei einen Druck aus, damit Sie ca. fünf bis sechs cm tief in den Brustkorb drücken
    • Üben Sie dabei eine Frequenz von etwa 100 bis 120 Mal pro Minute aus
    • Der Druck und die Entlastungsdauer sollten dabei gleich lang sein
    • Führen Sie die Massage weiter bis zum Eintreffen der behandelnden Rettungskräfte

Wichtig ist dabei: Laien müssen bei der Wiederbelebung nicht unbedingt eine gleichzeitige Beatmung über den Mund oder die Nase durchführen. Falls die Retter dazu in der Lage und bereit sind, sollte zusätzlich eine Beatmung durch eine Person mit Erste-Hilfe-Kurs durchgeführt werden

 

Was ist der Unterschied zwischen einem Defibrillator und der Herzdruckmassage?

Während die Herzdruckmassage als Sofortmaßnahme bei einem eingetretenen Herz-Kreislauf-Stillstand gilt, die unverzüglich nach Feststellung angefangen werden muss, ist der Defibrillator ein Gerät, das sowohl analysiert (mittels EKG) als auch direkt behandelt. Mittels AED (Automatisierter Externer Defibrillator) wird geprüft, ob ein defibrillierbarer Rhythmus gegeben ist. Beispielsweise eine Herzrhythmusstörung wie Kammerflimmern. Dabei können Defibrillatoren nicht fehlverwendet werden. Das Gerät gibt nur dann einen sogenannten elektrischen Schock ab, wenn dieser auch medizinisch indiziert wurde. Aus diesem Grund sind AED’s auch von Laien ganz leicht benutzbar.

Eine Herzdruckmassage ist unabdingbar, um eine schnelle Sauerstoffversorgung der Organe sicherzustellen. Durch eine solche Herz-Lungen-Wiederbelebung können jedoch nicht alle Beschwerden beseitigt werden. Liegt beispielsweise eine Herzrhythmusstörung vor – was Sie als Laie von außen nicht erkennen können – so ist es zwingend notwendig das Kammerflimmern zu stoppen und mittels Defibrillation erneut eine normale Herzaktivität herzustellen.

Wann muss eine Herzdruckmassage erfolgen?

Unmittelbar nachdem Sie einen bewusstlosen Patienten ohne Atmung auffinden, beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Das Herz des Patienten besitzt keine eigene Pumpkraft, um den eigenen Blutkreislauf am Leben zu erhalten und die Organe werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Vermeiden Sie es also erst nach einem Defibrillator zu suchen. Damit können lebenswichtige Minuten vergehen und die Überlebenschancen somit rapide sinken.

Wann kommt der Defibrillator zum Einsatz?

Eine Defibrillation kommt demnach dann zum Einsatz, wenn der Patient durch eine weitere Person bereits mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung versorgt wird und Sie ausreichend Zeit haben, den Defibrillator aufzusuchen und die Behandlungsmaßnahme vorzubereiten. Die elektrische Wiederbelebung mittels AED sollte innerhalb von drei Minuten erfolgen.

Die meisten Defibrillatoren führen Sie als Ersthelfer mit Sprach- und Bildanweisungen durch die Wiederbelebungsmaßnahme.

 

Fazit

Mit sofortiger Hilfe retten Sie Leben!

Nehmen Sie körpereigene Symptome sowie Warnsignale anderer ernst und zögern Sie nicht den Notarzt zu alarmieren. Wenn Sie selbst Herzpatient sind, informieren Sie Angehörige und Freunde über Ihre Diagnose und wie sie sich im Notfall optimal verhalten. Außerdem ist es ratsam eine Liste der einzunehmenden Medikamente zusammen mit Ihrer Versichertenkarte in der Geldbörse zu tragen.

Damit Sie als Ersthelfer für den Ernstfall vorbereitet sind, ist es ratsam in gewissen Abständen Erste-Hilfe Kurse zu absolvieren, um das gelernte aufzufrischen und sich für eine Notsituation sicher zu fühlen.

Bitte beachten: Von der frühen Anwendung der entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen kann es abhängig sein, ob der Patient den Notfall überlebt oder im schlimmsten Fall verstirbt. Zögern Sie deshalb nicht. Der größte Fehler, den Sie bei der Wiederbelebung machen können, ist sie nicht durchzuführen!

Außerdem zählt wie immer: Vorsorge statt Nachsorge. Nehmen Sie deshalb erforderliche Vorsorgeuntersuchungen wahr, um eventuell entstehende Notfallsituationen auszuschließen oder die Ursachen frühzeitig zu behandeln. Mit einer entsprechenden Therapie können Sie Herzkrankheiten vorbeugen und Notfälle reduzieren.

 

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