Die Auswirkungen von Alkohol auf das Herz

3. September 2024
Mann mit einem Glas Rotwein in der Hand

Eine riskante Kombination für unsere Herzgesundheit

Der Genuss von alkoholhaltigen Getränken ist in vielen Kulturen tief verwurzelt und wird häufig mit Geselligkeit und Entspannung in Verbindung gebracht. Trotz dessen weiß wohl jeder, dass zu viel Alkohol schädlich für die Leber sein kann. Aber was die wenigsten bedenken: Der gewohnheitsmäßige Konsum von Wein, Bier und Spirituosen kann auch weitreichende Folgen für das Herz-Kreislauf-System haben. Alkohol kann den Blutdruck erhöhen, das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigern und in manchen Fällen sogar Vorhofflimmern begünstigen. Besonders gefährlich ist, dass diese Auswirkungen oft schleichend auftreten und erst bemerkt werden, wenn bereits erhebliche Schäden entstanden sind.

 

Alkohol und Herz: Was passiert im Körper?

Alkohol wirkt sich auf nahezu jedes Organ im Körper aus – das Herz-Kreislauf-System bildet dabei keine Ausnahme. Bereits nach wenigen Minuten gelangt der Alkohol über die Blutbahn in das Herz und beeinflusst dessen Funktion. Der Körper beginnt, den Alkohol abzubauen. Doch während dieses Prozesses kommt es zu einer Reihe von Reaktionen, welche das Organ negativ belasten können:

    • Erhöhung der Herzfrequenz: Bereits geringe Mengen Alkohol können die Herzfrequenz stark ansteigen lassen. Das Organ muss härter arbeiten, um den Kreislauf mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen.
    • Veränderung der Blutgefäße: Alkohol bewirkt zunächst eine Erweiterung der Blutgefäße, was zu einem kurzfristigen Abfall des Blutdrucks führen kann. Dieser Effekt ist jedoch oft nur von kurzer Dauer und kann langfristig gegenteilige Auswirkungen haben und damit koronare Herzkrankheiten (KHK) und Herzinfarkte begünstigen.
    • Einfluss auf den Herzmuskel: Bei kontinuierlichem Alkoholkonsum kann es zu einer Schwächung des Herzmuskels kommen. Die Fähigkeit, das Blut effektiv in den Kreislauf zu pumpen wird beeinträchtigt. Das wiederum kann zu ernsthaften Herzproblemen führen.

 

Alkohol und Bluthochdruck: Eine gefährliche Verbindung

Erhöht Bier, Wein, Schnaps & Co. den Druck? Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Bluthochdruck ist gut dokumentiert. Langfristige und übermäßige Einnahme von Alkohol kann zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutdrucks führen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich steigert. Alkohol beeinflusst verschiedene Hormone und Nervensysteme, die die Blutdruckregulation steuern. So kann der Sympathikus aktiviert werden, was dauerhaft zu einer Verengung der Blutgefäße führt und damit eine Hypertonie begünstigt. Zudem kann Alkohol das Gleichgewicht von Natrium und Kalium im Körper stören, wodurch ebenfalls der Blutdruck beeinflusst wird. Ein dauerhaft hoher Gefäßdruck belastet die Arterien und das Herz enorm, was zu Schäden an den Blutgefäßen, Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen schweren Herzkrankheiten führen kann.

 

Herzrhythmusstörungen durch Alkohol: Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Rhythmusstörungen sind Unregelmäßigkeiten im Herzschlag, die von leichtem Herzstolpern bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen reichen können. Alkohol spielt bei der Entstehung solcher Störungen eine bedeutende Rolle. Ein bekanntes Phänomen in diesem Zusammenhang ist das sogenannte „Holiday-Heart-Syndrom„, das Arrhythmien beschreibt, an denen Betroffene häufig nach übermäßigem Alkoholkonsum, überwiegend während Feiertagen oder Festen, leiden. Betroffene erleben dabei plötzliches Herzrasen oder einen unregelmäßigen Herzschlag, auch wenn sie zuvor keine Herzprobleme hatten. Besonders häufig tritt auch Vorhofflimmern auf, eine Form der Herzrhythmusstörung, bei der die Vorhöfe unkoordiniert schlagen. Studien belegen, dass schon geringe Mengen an Alkohol das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen können. Bei regelmäßiger und großer Aufnahme steigt dieses Risiko signifikant an. Wiederkehrende Arrhythmien können die Herzfunktion nachhaltig negativ beeinflussen und das Risiko für Schlaganfälle erhöhen. Eine frühzeitige Erkennung und die Reduktion des Alkoholkonsums sind also entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden.

 

Schädigung des Herzmuskels: Alkoholische Kardiomyopathie

Ein weiterer ernstzunehmender Effekt von chronischem Alkoholkonsum ist die Entwicklung einer alkoholischen Kardiomyopathie – einer schweren Erkrankung, bei der der Herzmuskel durch den anhaltenden Konsum geschädigt und zunehmend geschwächt wird. Diese Krankheit entsteht, weil der toxische Einfluss von Alkohol im Laufe der Zeit zu strukturellen Veränderungen im Herzmuskel führt. Durch diese Veränderungen verliert das lebenswichtige Organ an Kontraktionsfähigkeit, was bedeutet, dass es sich nicht mehr so effizient zusammenziehen kann, wie es sollte. Infolgedessen vergrößert sich das Herz und seine Fähigkeit, Blut durch den Kreislauf zu pumpen, wird stark eingeschränkt, was letztlich zu einer Herzinsuffizienz führen kann.

Die Symptome einer alkoholischen Kardiomyopathie sind oft vielfältig und schleichend, was die Diagnose erschweren kann. Betroffene klagen häufig über Atemnot, die sich besonders bei körperlicher Anstrengung bemerkbar macht, sowie über eine anhaltende Müdigkeit, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen kann. Hinzu kommen Schwellungen in den Beinen, die durch Flüssigkeitseinlagerungen entstehen sowie ein unregelmäßiger Herzschlag, der zusätzlich beunruhigend wirkt. Ohne eine rechtzeitige und angemessene Behandlung kann die Erkrankung fortschreiten und zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Die Behandlung der alkoholischen Kardiomyopathie erfordert in erster Linie einen radikalen Lebenswandel. Der wichtigste Schritt ist der vollständige Verzicht auf Alkohol, da nur so die weitere Schädigung des Herzmuskels gestoppt werden kann. In Kombination mit einer medikamentösen Therapie kann sich die Herzfunktion in vielen Fällen zumindest teilweise wieder erholen. Diese Therapie zielt darauf ab, die Herzfunktion zu stabilisieren und die Symptome zu lindern. Ergänzt wird sie durch gezielte Lebensstiländerungen, wie eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität. Ein früher Behandlungsbeginn ist hierbei entscheidend, um langfristige Schäden zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

 

Ist das abendliche Gläschen Rotwein wirklich so gesund, wie man bislang dachte?

Das häufig geäußerte Argument, ein Glas Rotwein am Abend sei gesund, basiert auf der Vorstellung, dass moderate Mengen Alkohol, insbesondere roter Wein, aufgrund seiner Inhaltsstoffe positive gesundheitliche Auswirkungen haben könnte. Insbesondere wird dem in Rotwein enthaltenen Resveratrol – einem Antioxidans, das aus der Schale der Traube gewonnen wird, eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen zugeschrieben. Studien haben gezeigt, dass Resveratrol Entzündungen reduzieren, das Herz-Kreislauf-System unterstützen und möglicherweise das Risiko für bestimmte chronische Krankheiten senken kann.

Jedoch ist die Realität komplexer, als diese vereinfachte Sichtweise vermuten lässt. Während moderater Genuss von Rotwein kurzfristig bestimmte positive Reaktionen verursachen könnte, gibt es auch bedeutende Risiken, die nicht ignoriert werden sollten. Die Grenze zwischen mäßigem und übermäßigem Verzehr kann leicht überschritten werden. Selbst geringe Mengen Alkohol können das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und andere gesundheitliche Probleme erhöhen. Zudem ist die langfristige Wirkung von Alkohol auf den Körper, insbesondere bei regelmäßigem bis hin zu täglichem Alkoholkonsum, potenziell schädlich und kann die förderlichen Auswirkungen überwiegen. Des Weiteren gibt es alternative, alkoholfreie Wege, um die Herzgesundheit zu fördern, wie etwa durch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige sportliche Aktivität und den Verzehr von Lebensmitteln, die reich an Antioxidantien sind. Letztlich sollte die Entscheidung für ein Glas Wein nicht nur auf den vermeintlichen gesundheitlichen Vorteilen basieren, sondern auch auf einer bewussten Abwägung der möglichen Risiken. Wer gesund bleiben möchte, sollte sich stets der Balance bewusst sein und im Zweifelsfall lieber auf alkoholische Getränke verzichten oder diese nur sehr eingeschränkt genießen.

 

Ab welcher Menge schadet Alkohol dem Herzen?

Als Kardiologe ist es wichtig zu betonen, dass es keine absolut sichere Dosis Alkohol gibt, die man konsumieren kann, ohne das lebenswichtige Organ zu belasten. Studien zeigen, dass bereits geringe Mengen von Alkohol, wie ein bis zwei Gläser Wein pro Tag, das Risiko für Arrhythmien und Bluthochdruck erhöhen können. Langfristig gesehen können sich diese Effekte verstärken, selbst bei mäßigem Konsum. Besonders bedenklich ist, dass die individuellen Reaktionen auf Alkohol variieren können – was für eine Person als angemessen gilt, kann für eine andere bereits riskant sein. Daher rate ich meinen Patienten dazu, Alkohol nur in sehr begrenzter Menge aufzunehmen oder idealerweise ganz zu vermeiden, insbesondere wenn bereits Herzprobleme oder andere Risikofaktoren bestehen. Ein bewusster Umgang mit Alkohol und regelmäßige medizinische Kontrollen sind entscheidend, um die Herzgesundheit langfristig zu schützen.

 

Fazit: Alkohol und Herz – Eine Frage der Balance

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Genuss von Alkohol eine komplexe Beziehung zu unserer Herzgesundheit aufweist. Während der adäquate Verzehr von Alkohol, insbesondere Rotwein, gelegentlich mit positiven Effekten auf das Herz-Kreislauf-System in Verbindung gebracht wird, zeigen zahlreiche Studien, dass die Risiken oft gegenüber der vermeintlichen Vorteile überwiegen können. Alkohol kann den Blutdruck erhöhen, Herzrhythmusstörungen begünstigen und im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Herzbeschwerden, wie der alkoholischen Kardiomyopathie, führen.

Das Holiday-Heart-Syndrom und die potenziellen Risiken für Vorhofflimmern verdeutlichen, dass auch mäßige Mengen Alkohol das Herz in Mitleidenschaft ziehen können. Langfristig kann selbst geringer Konsum schädlich sein, da sich die negativen Auswirkungen über die Zeit summieren können. Die individuelle Reaktion auf Alkohol variiert, und was für den einen als moderat gilt, kann für den anderen bereits riskant sein. Daher ist es ratsam, den Alkoholkonsum bewusst zu kontrollieren oder idealerweise zu vermeiden, um das Risiko für Erkrankungen zu minimieren.

Gesunde Lebensgewohnheiten wie eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Alkohol können wesentlich dazu beitragen, das Kreislaufsystem zu schützen und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Letztlich erfordert der Umgang mit Alkohol eine wohlüberlegte Balance, um die Gesundheit zu erhalten und langfristige Risiken zu vermeiden.

 

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