Vorhofflimmern – Die Gefahr der Unregelmäßigkeit

26. Juni 2023

Die Diagnose Vorhofflimmern ist den meisten ein Begriff, doch was verbirgt sich eigentlich dahinter? Eine Herzerkrankung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind kann sich über unregelmäßiges Herzrasen (Tachykardie) und unregelmäßigen, langensamen Puls (Bradykadie) bemerkbar machen oder aber längere Zeit unbemerkt verlaufen. In diesem Artikel werde ich Ihnen einen umfassenden Einblick in das Thema Vorhofflimmern sowie die Symptome und Verlaufsformen geben.

 

Ein Überblick: Was genau ist Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern zählt zu der am häufigsten vorkommenden und anhaltenden Form von Herzrhythmusstörungen, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Patienten, die unter dieser Krankheit leiden, haben einen unregelmäßigen Herzschlag. Betroffen sind dabei die beiden Herzvorhöfe, welche unkoordiniert mit einer Herzfrequenz von etwa 500-600/min. schlagen. Anstelle des regulären, synchronisierten Herzschlags aus dem Sinusknoten treten chaotische elektrische Signale auf, die Herzkammern schlagen unabhängig in unregelmäßigem Rhythmus davon. Dieses ungleichmäßige Herzrhythmusmuster kann zu verschiedenen Symptomen führen, die von den Betroffenen stärker oder schwächer wahrgenommen werden können. Die Erkrankung kann Menschen jeden Alters betreffen, obwohl es häufiger bei älteren Menschen entweder nur sporadisch auftreten oder auch chronisch verlaufen kann. Es ist wichtig, diese Diagnose frühzeitig zu erkennen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um möglichen Komplikationen vorzubeugen und eine individuell angepasste Behandlung zu erhalten.

 

Risikofaktoren: Vom unregelmäßigen Herzschlag zum Vorhofflimmern

Die Entwicklung des Vorhofflimmerns ist ein komplexer Prozess, der verschiedene Mechanismen und Faktoren umfasst. In den meisten Fällen beginnt Vorhofflimmern mit einem wiederkehrenden ungleichmäßigen Herzrhythmus, der auch als sogenanntes paroxysmales Vorhofflimmern bezeichnet wird. Das bedeutet, dass die Rhythmusstörung zeitlich begrenzt und nur episodisch auftritt. Im Laufe der Zeit kann sich das Vorhofflimmern jedoch zu einem dauerhaften Zustand entwickeln, bei dem der reguläre Herzrhythmus nicht mehr von selbst wiederhergestellt werden kann – das persistierende oder permanente Vorhofflimmern.

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung der Krankheit begünstigen können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Herzerkrankungen / Herzschwächen wie koronare Herzkrankheit oder Herzklappenerkrankungen, Schilddrüsenprobleme, übermäßiger Alkoholkonsum, Diabetes und Fettleibigkeit. Darüber hinaus können auch genetische Faktoren die Ursache für eine Erkrankung sein. Die Entwicklung von Vorhofflimmern kann ebenfalls durch bestimmte Auslöser wie Stress, übermäßige körperliche Anstrengung, Koffein oder bestimmte Medikamente begünstigt werden. Es ist deshalb wichtig, diese Verursacher zu identifizieren und gegebenenfalls zu vermeiden, um das Risiko für Vorhofflimmern zu verringern. Die Früherkennung, regelmäßige medizinische Kontrollen und eine gesunde Lebensweise spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Behandlung dieser Herzrhythmusstörung.

 

Symptome: Wie erkennen Betroffene Vorhofflimmern?

Die Symptome können wichtige Hinweise darauf geben, ob jemand von Vorhofflimmern betroffen ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Patienten eindeutige Anzeichen verspüren, insbesondere wenn es sich um eine milde Form handelt. Einige Menschen können das Flimmern zufällig entdecken, während sie eine medizinische Untersuchung für ein anderes Problem durchführen lassen. Bei anderen können die Symptome jedoch spürbar sein und die Lebensqualität beeinträchtigen.

Die häufigsten Merkmale von Vorhofflimmern sind HerzrasenHerzklopfen oder ein Herzstolpern, also ein unregelmäßiger Herzschlag. Betroffene beschreiben oft ein Gefühl, als ob das Herz kurz „aus dem Takt geraten“ ist oder „stolpert“. In andern Fällen kann auch Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Schwindel, Druck auf der Brust oder eine allgemeine Schwäche auftreten. Diese Anzeichen könnten jedoch auch auf andere gesundheitliche Probleme hinweisen, weshalb eine ärztliche Untersuchung zur genauen Diagnosestellung unerlässlich ist.

Wenn Sie Anzeichen verspüren, die auf Vorhofflimmern hinweisen könnten, ist es ratsam, einen Kardiologen aufzusuchen. In der Sprechstunde führen wir eine gründliche Anamnese durch, überprüfen den Rhythmus und Druck Ihres Herzens und leiten weitere diagnostische Tests ein. Je früher Vorhofflimmern diagnostiziert wird, desto besser sind die Chancen auf eine wirksame Behandlung und die Vermeidung von Komplikationen.

Die möglichen Beschwerden hier noch einmal zusammengefasst:

    • schneller und ungleichmäßiger Puls mit erhöhter Herzfrequenz
    • innerliche Unruhe
    • Atembeschwerden bei Belastung oder akute Atemnot
    • Leistungsabfall, Schwächegefühl, Schwindel
    • anhaltende Müdigkeit
    • Schmerzen in der Brust

 

Welche Verlaufsformen von Vorhofflimmern gibt es?

Es gibt verschiedene Verlaufsformen von Vorhofflimmern, die sich je nach Dauer und Häufigkeit der Episoden unterscheiden. Hier sind die gängigsten Formen:

  1. Paroxysmales Vorhofflimmern:
    Paroxysmales Vorhofflimmern tritt plötzlich auf und endet von selbst innerhalb von Stunden oder Minuten bis hin zu sieben Tagen. Betroffene können dabei periodisch wiederkehrende Anfälle haben oder Phasen ohne Symptome erleben.
  2. Persistierendes Vorhofflimmern:
    Persistierendes Vorhofflimmern dauert länger als sieben Tage an und hört nicht von allein auf. In diesem Fall ist eine medizinische Intervention erforderlich, um den normalen Rhythmus wiederherzustellen. Es kann allerdings sein, dass sich das Vorhofflimmern nach der Behandlung wiederholt.
  3. Langanhaltendes Vorhofflimmern:
    Wenn das Vorhofflimmern über einen ausgedehnten Zeitraum andauert und alle Bemühungen zur Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus erfolglos sind oder nicht durchgeführt werden, spricht man von anhaltendem Vorhofflimmern. Hier liegt der Fokus oft darauf, die Herzfrequenz zu kontrollieren und das Risiko eines Schlaganfalls zu reduzieren.
  4. Permanentes Vorhofflimmern:
    Vorhofflimmern wird als permanent bezeichnet, wenn der normale Herzrhythmus des Patienten nicht wiederhergestellt werden kann oder die Rhythmusstörung bewusst beibehalten wird. Dabei wird nicht mehr versucht, das Vorhofflimmern zu beenden, sondern es werden Maßnahmen ergriffen, um die Symptome zu kontrollieren und das Risiko eines Schlaganfalls ebenfalls zu minimieren.

Die Verlaufsformen von Vorhofflimmern können schließlich individuell variieren und sich im Laufe der Zeit ändern. Lassen Sie Ihre Beschwerden in jedem Fall in gleichmäßigen Abständen kontrollieren, um weitere Folgeerkrankungen zu verhindern.

 

Wieder im Rhythmus: Vorhofflimmern richtig behandeln

Die Behandlung von Vorhofflimmern kann je nach Schweregrad der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen des Patienten variieren. Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung von Vorhofflimmern, darunter medikamentöse Therapien, Elektrokardioversion, Katheterablation und in einigen Fällen auch eine Herzoperation.

Medikamente können verwendet werden, um den Herzrhythmus zu kontrollieren, mittels Blutverdünnung das Blutgerinnungsrisiko zu reduzieren und Symptome zu lindern. Basierend auf der jeweiligen Verlaufsform und der entsprechenden Begleiterkrankungen werden die geeigneten Medikamente im Rahmen der Behandlung bestimmt. Bei der Elektrokardioversion wird versucht, das Vorhofflimmern durch die Anwendung eines elektrischen Schocks auf das Herz zu stoppen und die Herzschläge somit wieder in den gewohnten Rhythmus zu bringen. Dies kann ambulant oder während eines Krankenhausaufenthalts durchgeführt werden.

Für manche Menschen kann eine Katheterablation in Erwägung gezogen werden. Dabei werden gezielt Gewebestellen im Herzen und den Lungenvenen behandelt, die für das Vorhofflimmern verantwortlich sind. Während des Eingriffs werden Katheter in die Blutgefäße eingeführt und bis zum Herzen vorgeschoben, um die abnormen elektrischen Signale zu blockieren.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsoptionen werden im Rahmen der Sprechstunde analysiert, um somit die bestmögliche Entscheidung für Ihre individuelle Situation zu treffen. Die Behandlung von Vorhofflimmern zielt darauf ab, Symptome zu lindern, das Risiko von Komplikationen wie Schlaganfällen zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Eine kontinuierliche medizinische Betreuung und regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind entscheidend, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und die Behandlung entsprechend anzupassen.

 

Vorhofflimmern und seine Spuren: Die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit

Anhaltendes Vorhofflimmern ist nicht nur eine vorübergehende Herzrhythmusstörung, sondern kann auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Erkrankung kann Spuren im Körper hinterlassen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Die ungleichmäßigen und schnellen Kontraktionen der Vorhöfe können zu strukturellen Veränderungen des Herzmuskels führen, was die reguläre Herzfunktion beeinträchtigt. Ein besonders ernstzunehmendes Risiko, das mit dem Flimmern einhergeht, ist die erhöhte Gefahr eines Schlaganfalls oder einer Herzinsuffizienz.

Mögliche Folgen von Vorhofflimmern

  1. Schlaganfallrisiko: Eine der schwerwiegendsten Folgen von Vorhofflimmern ist das erhöhte Schlaganfallrisiko. Durch die die funktionell fehlende Kontraktion der Vorhöfe und damit einhergehende sehr langsamen Blutfluss, welche beinahe still steht können sich Blutgerinnsel innerhalb der Vorhöfe und insbesondere des linken Vorhofohrs bilden, die dann in den Blutkreislauf gelangen und zu einer Verstopfung der Blutgefäße z.B. im Gehirn aber auch im gesamten Körper führen können. Dies kann Auslöser für einen Schlaganfall sein, welcher von bleibenden neurologischen Schäden begleitet sein kann oder sogar zum Tod führen kann.
  2. Verschlechterung der Herzfunktion: Unbehandeltes Vorhofflimmern kann langfristig zu einer Verschlechterung der Herzfunktion führen. Die ungleichmäßigen und schnellen Kontraktionen der Vorhöfe können zu strukturellen Veränderungen des Herzmuskels hervorrufen, was die Herzfunktion beeinträchtigt. Dies kann zu weiteren Herzproblemen führen, wie beispielsweise einer verminderten Pumpleistung des Herzens oder einer Dilatation, einer krankhaften Ausbreitung der Herzkammern.
  3. Beeinträchtigung der Lebensqualität: Vorhofflimmern kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Kurzatmigkeit und Brustschmerzen können die Belastbarkeit einschränken und die alltäglichen Aktivitäten erschweren. Darüber hinaus kann die ständige Sorge vor einem erneuten Vorhofflimmern-Anfall zu Angstzuständen und Stress führen, was die psychische Gesundheit beeinträchtigen könnte.

 

Was Sie selbst dazu beitragen können

Um die Therapie von Vorhofflimmern zu unterstützen oder der Diagnose gar vorzubeugen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Sie als Patient ergreifen können, um die Herzgesundheit zu erhalten. Eine ausgewogene Lebensweise spielt dabei eine entscheidende Rolle.

  1. Medikamente und Behandlungsplan einhalten: Bei einem bereits anbehandelten Vorhofflimmern ist es wichtig, die verschriebenen Medikamente regelmäßig einzunehmen und den Behandlungs- und Kontrollplan zu befolgen. Die Medikamente können helfen, das Flimmern zu kontrollieren und das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.
  2. Ausgewogene und gesunde Ernährung im Alltag: Mit einer ausgewogenen Ernährung tragen Sie dazu bei, Ihr Herz-Kreislauf-System zu unterstützen. Achten Sie deshalb auf eine Ernährung, die sich aus frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten zusammensetzt und reduzieren Sie den Konsum von gesättigten Fetten, Salz und Lebensmitteln mit zu viel Zucker. Eine gesunde Ernährung unterstützt Sie also, den Blutdruck und Cholesterinspiegel im vitalen Bereich zu halten.
  3. Gewichtsmanagement: Mit einem gesunden Körpergewicht kann das Risiko von Vorhofflimmern und dessen Beschwerden verringert werden. Wenn Sie also mit Übergewicht zu kämpfen haben, versuchen Sie Ihr Gewicht durch eine Kombination aus fettarmer Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität zu reduzieren.
  4. Regelmäßige körperliche Aktivität: Kontinuierliche Bewegung und sportliche Aktivität sind wichtig, um Ihre allgemeine Herzgesundheit zu verbessern. Welche Art und Intensität von körperlicher Aktivität dabei angemessen ist, wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Aerobe Übungen wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen können helfen, Ihr Herz-Kreislauf-System zu stärken.
  5. Stressmanagement: Stress kann Vorhofflimmern-Anfälle verursachen oder verschlimmern. Vermeiden Sie deshalb übermäßigen Stress im Alltag und greifen Sie gegebenenfalls auf Maßnahmen zurück, um den Stress zu reduzieren, wie beispielsweise durch Entspannungstechniken (z.B. Meditation, Yoga, Atemübungen) oder durch kontinuierliche körperliche Aktivität.
  6. Alkohol- und Nikotinkonsum einschränken: Alkohol und Nikotin können Vorhofflimmern-Anfälle auslösen oder verschlimmern. Achten Sie darauf, den Konsum einzuschränken, um die Risikofaktoren zu eliminieren.

 

Fazit

Vorhofflimmern ist keine harmlose Herzrhythmusstörung. Die potenziellen Folgen können schwerwiegend sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen sowie über Komplikationen sogar bis zum Tod führen. Es ist daher wichtig, die Diagnose ernst zu nehmen und in kontinuierlichen Abständen Früherkennungen durchführen zu lassen, um mögliche Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Durch die fortschreitende technologische Entwicklung kann die Nutzung von Smartwatches zur Erfassung der Herzfrequenz und somit zur Überwachung von Vorhofflimmern nützlich sein. Durch die kontinuierliche Puls-Aufzeichnung und der sogenannten 1-Kanal-EKG-Messung können Smartwatches potenziell helfen, Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen und betroffene Personen zu alarmieren. In dem letzten Blogbeitrag zum Thema Smartwatches erfahren Sie mehr darüber, wie diese digitalen Accessoires auch Ihre Herzgesundheit unterstützen können.

 

 

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