Bewegungsmangel

28. Mai 2021

Wenn sich die fehlende Bewegung negativ auf unsere Herzgesundheit auswirkt

Um unseren Geist und unseren Körper fit zu halten, spielt regelmäßige Bewegung eine extrem wichtige Rolle. Denn dabei wird der Kreislauf in Schwung gebracht und der Stoffwechsel angetrieben. Das wiederum wirkt sich auf verschiedene Weisen positiv auf unsere Gesundheit aus. Nicht nur der Blutzucker- und Fettstoffwechsel wird angeregt und lässt zu hohe Werte wie Cholesterin oder den Insulinspiegel absinken, sondern Bewegung wirkt auch auf unsere Psyche als ganz natürliches Antidepressivum. Daneben profitieren wir durch angemessene Aktivität noch von einem gesunden Bewegungsapparat und einem leistungsfähigen Herz-Kreislauf-System. Um die normale Funktion unserer lebenswichtigen Organe also am Laufen zu erhalten, sollten auch wir regelmäßig in Bewegung bleiben.

Doch leider kommt diese in unserem Alltag oftmals viel zu kurz. Das häufige Sitzen im Auto auf dem Weg zum Arbeitsplatz, im Büro stundenlang vor dem Rechner oder zu Hause vor dem TV oder dem Computer wird zum Feind unserer Gesundheit. Damit einhergehend ist es das Körpergewicht, das sich durch den Mangel an körperlicher Aktivität – vor allem im Alter – schneller erhöht. Unsere Stoffwechsel-Funktion nimmt im steigenden Alter ab und lässt uns dadurch schneller zunehmen, als in jugendlichen Jahren. Durch Übergewicht sind wir einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt. Diagnosen wie koronare Herzkrankheit (KHK) oder Bluthochdruck werden oft als Folgen von Bewegungsmangel beobachtet.

 

Doch jetzt noch mal ganz langsam und von vorn:
Was passiert in unserem Körper also genau, wenn wir uns zu wenig bewegen und wie gefährlich ist Bewegungsmangel wirklich?

Wie bereits beschrieben, wird durch Bewegung Cholesterin und Blutzucker in unserem Körper abgebaut. Ist das nicht der Fall, erhöhen sich die Werte im Blut und stellen verschiedene Risikofaktoren für unsere Gesundheit dar. Übergewicht ist eine der häufigsten Folgen. Doch das ist nur die äußerlich sichtbare Veränderung, die wir mit dem Auge erkennen können. Denn in unserem Organismus gehen damit noch viel mehr unsichtbare Gefahren einher. Das „gefährliche“ LDL-Cholesterin lagert sich bei zu großen Mengen an den Gefäßwänden der Arterien ein. Diese verlieren an Elastizität und gleichzeitig aber kommt es durch die Ablagerungen an der Gefäßinnenwand zu einer Verdickung. Das hat zur Folge, dass der Blutfluss nicht mehr einwandfrei gewährleistet werden kann. Man spricht dann von einer Arterienverkalkung, auch Arteriosklerose genannt. Im Alterungsprozess sind diese Ablagerungen normal, allerdings können wir diese mittels ausreichender Bewegung und ausgewogener Ernährung herunterfahren.

Arteriosklerose ist aber nur ein Beispiel einer Folgeerkrankung von mangelnder Bewegung und Übergewicht. Denn diese Risikofaktoren begünstigen weitaus mehr Krankheiten. Unter anderem die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2, dieser wird auch oft als Altersdiabetes bezeichnet. Dabei wird jedoch der Anschein erweckt, nur die ältere Generation sei davon betroffen. Diese Gruppe macht zwar noch den größten Anteil an Betroffenen aus, ist aber längst nicht mehr richtig. Heutzutage sind bereits immer mehr Jugendliche davon betroffen, eben aufgrund mangelnder Bewegung und Übergewicht. Bei diesem Prozess wird von unserem Körper über einen längeren Zeitraum hinweg eine Insulinresistenz entwickelt. Das heißt, unser körpereigenes Insulin wirkt nicht mehr richtig an den Körperzellen und der Blutzucker kann nicht mehr in normaler Form abgebaut werden.

Ein bewegungsarmer Lebensstil fördert also eine Vielzahl von Erkrankungen. Die eigentliche Gefahr des Bewegungsmangels liegt allerdings in den langfristigen Folgen, die sich ungünstig auf unsere Herzgesundheit auswirken. Eine anfängliche Durchblutungsstörung in den Arterien kann sich im Laufe der Zeit zu einer peripheren Verschlusskrankheit der herzfernen Arterien (pAVK) entwickeln oder zu einer koronare Herzkrankheit (KHK) mit Verschluss der Herzkranzgefäße führen, sodass unser Herzmuskel nicht mehr hinreichend mit Blut versorgt werden kann.

Auch bei bereits erkrankten Patienten, die an einer Herzschwäche oder Herzkranzgefäßverengung leiden, gilt gut dosierte körperliche Aktivität als Maßnahme zur Risikoverminderung. Denn eine körperliche Schonung führt durch eine verschlechterte Kondition zu einer verstärkten Belastung des Herzens.

 

Dabei ist es allerdings enorm wichtig, die richtige Art und den Umfang der körperlichen Betätigung zu bestimmen. Wenn Sie sich gerne mehr bewegen möchten, aber unsicher sind, wie Sie am besten beginnen, berate ich Sie gerne hinsichtlich Ihres Vorhabens und begleite Sie durch regelmäßige Kontrollen, um eine Überbelastung Ihres Herzens auszuschließen.

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Doch ab wann spricht man eigentlich von zu wenig Bewegung, die unsere Gesundheit beeinträchtigt?

Um unser Herz ausreichend zu belasten, sodass unser Herzmuskel nicht an Leistungsfähigkeit verliert, gibt die WHO (World Health Organization) vor, mindestens 150 Minuten aktive Bewegung pro Woche oder 75 Minuten Sport pro Woche zu erfüllen. Leider ist das bei 42,2% der deutschen Bevölkerung nicht der Fall1. Das heißt also, fast die Hälfte der Bevölkerung erreicht nicht die von der Welt-Gesundheits-Organisation vorgesehenen Ziele zur körperlichen Bewegung.

Wenn Sie jetzt denken, dass Sie auf keinen Fall 150 Minuten pro Woche Zeit haben für Bewegung oder sportliches Training, dann kommt hier der klare Widerspruch! Durch neue Routinen können wir unseren Körper ganz leicht belasten und unsere Muskulatur nach und nach aufbauen – und das ganz nebenbei. Nehmen Sie doch das nächste Mal statt des Aufzugs einfach die Treppe. Oder überlegen Sie, ob Sie den Arbeitsweg vielleicht mit dem Fahrrad zurücklegen können. Das ist nicht möglich? Dann nutzen Sie Ihre Mittagspause, um ein paar Schritte zu gehen. Ebenso können kleine Tageseinkäufe eventuell zu Fuß statt mit dem Auto erledigt werden. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die regelmäßige Bewegung bereits in den Alltag einzubauen, sodass Sie sich nach Feierabend nicht noch extra Zeit nehmen müssen für eine große Einheit Ausdauer-Training. Dennoch spricht natürlich nichts gegen einen zusätzlichen Spaziergang nach getaner Arbeit. Im Gegenteil, das stärkt unsere Muskeln und löst Verspannungen, die sich während der Arbeit gebildet haben. Unsere Ausdauer wird langfristig verbessert und unser Immunsystem nachhaltig aufgebaut. Diese positiven Faktoren führen zu einer stabileren Gesundheit.

 

Was sollten Sie also beachten?

Jede körperliche Aktivität, die wir leisten, ist mit einem gesundheitlichen Nutzen verbunden. Wenn Sie lange Zeit nicht aktiv waren und beruflich bedingt viel sitzen, dann können Sie auch schon mit leichter Bewegung etwas zu Ihrer Gesundheit beitragen. Gewöhnen Sie Ihre Muskeln nach und nach an die erhöhte Belastung. Steigern Sie Ihre Bewegung ganz langsam, bis Sie sich schließlich den empfohlenen Werten annähern. Ihre Ausdauer wird sich Schritt für Schritt verbessern und es wird Ihnen mit der Zeit immer leichter fallen. Geben Sie nur nicht zu schnell auf, denn aller Anfang ist bekanntlich schwer!

Tipp: Sie möchten sich gerne mehr bewegen, können Ihren inneren Schweinehund aber nur schwer umgehen? Oftmals hilft es sich einer Sportgruppe anzuschließen. Je nach Region werden auch speziell für herzschwache Patienten Herz(sport)gruppen angeboten. Diese werden häufig von ansässigen Sportvereinen betrieben. Denn in der Gruppe wird die eigene Motivation gesteigert und Ihre Leistung wird sich somit kontinuierlich verbessern. Sprechen Sie mich in einem persönlichen Termin gerne darauf an, ich informiere Sie gerne über die verschiedenen sportlichen Möglichkeiten, die Ihrem Herz gut tun.

Für den zusätzlichen Motivationsschub ist es ratsam, dass Sie sich einen Schrittzähler für Ihren Alltag zulegen. Dieser gibt Ihnen einen guten Überblick über Ihre körperlichen Aktivitäten und setzt Ihnen Tag für Tag ein neues Ziel – und das kann ein echter Ansporn sein, denn mit jedem Schritt nähern Sie sich diesem Ziel. Hinzu kommt, dass wir uns über unser eigentliches Tagespensum an Bewegung bewusst werden und der fehlerhaften Selbsteinschätzung keine Bedeutung mehr zukommen lassen können. Auch wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits deutlich gezeigt, dass die Schrittaktivität während eines Tages durch einen Schrittzähler deutlich erhöht werden kann.


1 Quelle: Ärztezeitung

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