Herzmuskelentzündung – Symptome, Ursachen und Risiken

1. Dezember 2021
Frau liegt auf der Couch und hält sich die Hand auf die Brust

Was ist eine Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung, auch bekannt als Myokarditis, ist eine Entzündung des Herzmuskelgewebes (Myokard), welches von dem Herzbeutel umhüllt wird. Der Herzmuskel hat eine lebenswichtige Funktion für unseren Körper. Er zieht sich abwechselnd in der Austreibungsphase zusammen und erschlafft in der Füllungsphase des Herzens. Dadurch wird unser Blut durch das gesamte Herz-Kreislauf-System gepumpt. Liegt eine akute Entzündung der Herzmuskulatur vor, schwillt diese an, wird schwach und die Pumpfunktion kann dadurch erheblich beeinträchtigt werden.

 

Welche Ursachen gibt es für eine Herzmuskelentzündung?

Die häufigste Ursache für eine solche Myokarditis ist eine vorangegangene Infektion mit Viren. Allerdings gibt es noch weitere Ursachen für eine Entzündung der Herzmuskulatur. Die Erkrankung lässt sich grundlegend in zwei unterschiedliche Arten unterteilen:

Infektiöse Herzmuskelentzündung

Eine Myokarditis wird als infektiöse Form beschrieben, wenn sie durch Krankheitserreger verursacht wird. Das ist dann der Fall, wenn dieser Herzerkrankung ein Infekt vorausgeht, der nicht ausreichend auskuriert oder behandelt wurde. Wie bereits beschrieben, ist die infektiöse Myokarditis durch Viren die am häufigsten auftretende Form. Die Erreger gelangen durch nicht ausreichende Schonung und Ausheilung bis zum Herzmuskel vor und greifen dort die Zellen an. Folgende Erreger können als infektiöse Ursache gelten:

    • Viren
    • Bakterien
    • Pilze
    • Parasiten
    • Protozoen

Nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung

Ebenso können neben den genannten Krankheitserregern auch noch andere Ursachen der Auslöser für eine Herzmuskelentzündung sein. Stattdessen können Störungen des Immunsystems für eine Entzündung am Herzen sorgen. Dabei kann es vorkommen, dass das körpereigene Immunsystem gegen die normalen Strukturen vorgeht und dabei eine Autoimmunerkrankung entsteht. Das wiederum kann zu einer Herzmuskelentzündung führen. Weiterhin können folgende Ursachen als Auslöser für eine nicht-infektiöse Myokarditis gelten:

    • Giftstoffe
    • Strahlentherapie im Brustkorbbereich
    • Medikamente

 

Wie wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert?

Bereits bei der Anamnesestellung kann der Zusammenhang der Beschwerden mit einem vorangegangenen Infekt Aufschluss über die Diagnose geben. Um aber sicher zu gehen, dass es sich bei dem vorliegenden Beschwerdebild um eine Herzmuskelentzündung handelt, werden verschiedenen Untersuchungsmethoden angewandt.

Untersuchung der Laborwerte

Verschiedene Parameter können Aufschluss über die Art der Erkrankung geben. Doch welche Blutwerte werden bestimmt, um eine Herzmuskelentzündung zu diagnostizieren? Damit Entzündungen im Körper erkannt werden können, wird der Leukozyten-Wert sowie der CRP-Wert herangezogen. Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen und deuten, genauso wie der CRP-Wert, auf einen Entzündungsherd im Körper hin. Jedoch lässt sich aus einem erhöhten Wert keine eindeutige Aussage treffen, ob der Herzmuskel betroffen ist. Die Herzenzyme LDH, GOT und CK-MB geben Aufschluss über eine Schädigung am Herzen, können aber auch aus anderen Gründen wie z.B. Muskel- oder Leberschädigungen, auffällig werden. Allerdings gibt es einen absolut herzspezifischen Wert, Troponin, der bei jeder Art von Herzmuskelschädigung auffällig wird. Bei einem erhöhten Ergebnis könnten wichtige Herzzellen geschädigt sein. Einen Hinweis auf eine Herzschwäche liefert der NT-proBNP-Wert.

Dennoch sind alle angesprochenen Werte nicht eindeutig einer Entzündung des Herzmuskels zuordenbar. Lediglich kann damit festgestellt werden, dass eine Schädigung am Herzen vorliegt. Um eine manifeste Diagnostik zu treffen, müssen weitere Untersuchungen angestellt werden.

Elektrokardiogramm (EKG) zur Messung der elektrischen Herzströme

Veränderungen der EKG-Kurven können während der Myokarditis auftreten, sind jedoch nicht bei alles Patienten feststellbar. Allerdings sind auch diese Veränderungen unspezifisch und können nicht eindeutig einer Herzmuskelentzündung zugeordnet werden. Als typische Veränderungen lassen sich ein beschleunigter Herzschlag und zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen) erfassen. Eine Diagnostik mittels Langzeit-EKG ist an dieser Stelle von Bedeutung, da manche Veränderungen nur während der akuten Phase auftreten.

Echokardiogramm (Herzultraschall) zur Untersuchung der Herzbewegung

Neben den Herzströmen können auch die Bewegungen des Herzens dargestellt werden. Mittels Herzecho (Ultraschalluntersuchung) kann der Kardiologe oder die Kardiologin in Echtzeit Veränderungen am Herzbeutel, an den Herzklappen und Herzwänden erkennen. Bei manchen Herzmuskelentzündungen kann es vorkommen, dass sich zwischen dem Herzbeutel und dem Herzmuskel Flüssigkeit ansammelt, die über den Ultraschall sichtbar wird.

Untersuchung des Herzgewebes mittels Biopsie

In manchen Fällen kann es zur eindeutigen Feststellung der Diagnose auch zu einer kleinen Gewebeprobe kommen. In diesem Fall ein Katheter über eine Vene eingeführt. Über eine kleine „Zange“ wird dann ein Stück aus dem Gewebe entnommen, das anschließend im Labor auf Entzündungszeichen oder Erreger untersucht werden kann. Diese Untersuchung kann unter lokaler Betäubung erfolgen.

 

Welche Symptome treten bei einer Herzmuskelentzündung auf?

Eine Herzmuskelentzündung verläuft oftmals ganz ohne Symptome, sodass Betroffene nichts von der Erkrankung merken, bzw. die diffusen Symptome nicht auf das Herz zurückführen können. Die Beschwerden erinnern die Patienten eher an den vergangenen grippalen Infekt und lässt sie glauben, diese Erkrankung noch nicht ganz überstanden zu haben. Erkältungserscheinungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit treten auf und sind für den Betroffenen in diesem Zusammenhang nicht unbedingt abklärungsbedürftig.

Jedoch sollte bei länger anhaltenden Beschwerden unbedingt ein kardiologischer Facharzt aufgesucht werden, um abzuklären, ob sich zusätzlich zum Infekt eine Entzündung des Herzmuskels gebildet hat. Ein schwerer und möglicherweise sogar chronischer Verlauf kann nur dann verhindert werden, wenn rechtzeitig reagiert wird.

Die Symptome, die Sie während einer Myokarditis erleiden können, sind vielfältig und nicht immer eindeutig einer Entzündung zuordenbar. Unter anderem können folgende Anzeichen auftauchen:

    • anhaltende Abgeschlagenheit und Erschöpfung auch ohne Belastung
    • Appetitlosigkeit
    • Atembeschwerden oder sogar Atemnot, verstärkt bei Anstrengung
    • Kopfschmerzen
    • Schmerzen hinter dem Brustbein
    • Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern)

 

Wie kann eine Herzmuskelentzündung behandelt werden?

Wenn die Diagnose Herzmuskelentzündung von einem Arzt gesichert wurde, dann kann die entsprechende Therapie eingeleitet werden. Um die Entzündung zu bekämpfen, werden sogenannte Entzündungshemmer wie Ibuprofen eingesetzt. Auch das Gichtmittel Colchicin oder Cortison kann in einigen Fällen zum Einsatz kommen. Zudem werden Medikamente hinzugezogen, die dem geschwächten Herz Hilfe leisten. Dazu zählen zum Beispiel ACE-Hemmer, AT1-Blocker oder Mineralocorticoid Rezeptor Antagonisten, die den Blutdruck senken und Beschwerden wie Atemnot und Abgeschlagenheit lindern. Auch Beta-Blocker unterstützen das Herz dabei, den Druck zu regulieren und in gleichmäßigen Abständen zu schlagen.

Allerdings ist für die wichtigste Therapie der Patient selbst verantwortlich. Diese heißt nämlich: Ruhe und konsequente körperliche Schonung. Auf diese Weise kann die Gefahr von weiteren Schäden und Folgeerkrankungen am Herzen verhindert werden. Eine Schonzeit von mehreren Wochen bis Monaten ist nach einer diagnostizierten Herzmuskelentzündung dringend notwendig.

 

Doch wenn die Schonung zu kurz kommt: Welche Komplikationen können bei einer Myokarditis auftauchen?

Wenn Sie sich nach einem Infekt nicht ausreichend Ruhe gönnen, dann kann es passieren, dass das zu weiteren Komplikationen führt. Terminstress, Sport und berufliche Anstrengung stellen in diesem Fall ein hohes Risiko für Ihr Herz dar. Verschleppen Sie Ihre Erkältung und entwickeln Sie eine Myokarditis ist strikte Schonung angesagt. Bleibt die Entzündung unbemerkt und Sie treiben trotz der Krankheit Sport oder haben körperlichen Stress, so kann sich die Herzmuskelentzündung leicht verschlimmern und sich zu einer chronischen Form entwickelt. Folgen können ein vergrößerter Herzmuskel mit chronischer Herzschwäche und schweren Herzrhythmusstörungen sein. Es besteht eine erhöhte Gefahr des plötzlichen Herztods.

Lesen Sie auch unseren Blogbeitrag zum Thema „Sport trotz schwerer Erkältung“.

 

Wie können Sie also einer Herzmuskelentzündung vorbeugen?

Die wichtigste Regel lautet: Infekte wirklich gründlich auszukurieren! Ob Magen-Darm oder Virus-Infekt, das A und O ist es, dass Sie auf Ihren Körper hören und Acht geben. Fühlen Sie sich noch nicht zu 100% fit, dann ist das ein warnendes Anzeichen. Warten Sie besser noch etwas ab bis zum vollständigen Abklingen des Infektes, bevor Sie sich wieder zu früh in den Alltagsstress zurück kämpfen. Gönnen Sie sich also ausreichend Schonfrist und zeigen Sie keinen falschen Ehrgeiz.

Außerdem ist es wichtig, dass Sie – auch ohne akute Beschwerden – regelmäßig zur ärztlichen Vorsorge gehen, um die Funktionen Ihres Herzens kontrollieren zu lassen. Auf diese Weise können Fehlfunktionen oder Herzschwächen früh erkannt und behandelt werden.

 

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