Die verschiedenen Herzerkrankungen und die häufigsten Fragen an den Kardiologen
15. Juni 2021Fragen über Fragen
Oftmals fühlen Sie sich als Patient während Ihrem Arztbesuch überfordert, Sie werden vielleicht mit medizinischen Informationen oder Diagnosen überhäuft, die Sie in der Kürze der Zeit nicht so schnell verarbeiten können. Und am Ende wissen Sie gar nicht mehr so genau, was eigentlich herauskam. Warum wurde Ihnen jetzt diese Diagnose gestellt? Oder welche Gründe hat Ihre Erkrankung? Aufgrund der Situation haben Sie vergessen, Ihre Fragen zu stellen oder Ihnen kamen die Fragen erst später, als Sie schon aus dem Behandlungszimmer raus sind. Deshalb habe ich mir die Fragen ausgesucht, die am häufigsten gestellt wurden und habe die Antworten dazu in diesem Beitrag zusammengetragen. Haben Sie noch weitere Fragen? Zögern Sie nicht, mich in einem privaten Termin in meiner Sprechstunde darauf anzusprechen. Es ist mir besonders wichtig, meinen Patienten ein gutes medizinisches Verständnis für ihren Körper und ihre Gesundheit zu vermitteln.
Ihre Fragen, meine Antworten
Wie entsteht eine Herzkrankheit?
Auf diese Frage gibt es natürlich keine allgemeingültige Antwort. Es gibt viele Wege, über die eine Erkrankung des Herzens entstehen kann. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen:
- angeborenen Herzfehlern:
In diesem Fall hat sich das Herz bereits während der frühen Entwicklung im Mutterleib nicht richtig gebildet, so dass es seine Funktion und Pumpleistung nicht vollständig erfüllen kann - vererbbaren Herzfehlern:
Patienten mit einer genetischen Veranlagung haben ein gesteigertes Risiko ebenfalls an einer Herzschwäche, bzw. einem Herzfehler zu leiden. Dazu lesen Sie im weiteren Verlauf des Beitrags mehr. - Herzrhythmusstörungen:
Störungen in der „Herzelektrik“ werden als sogenannte Herzrhythmusstörungen bezeichnet. Dabei kann es ebenfalls zu einer Unterversorgung oder zu gefährlichen Extraschlägen des Herzens kommen. - erworbenen Herzkrankheiten:
Im Wesentlichen kann man die erworbenen Herzfehler als Folgen früherer Infektionen des Herzmuskels oder in Folge mangelhafter Bewegung und eines ungesunden Lebensstils bezeichnen. Dadurch kann die Funktionalität der Herzklappen oder die Versorgung des Blutkreislaufes beeinträchtigt werden.
Die Auslöser für erworbene Herzerkrankungen sind vielfältig, unter anderem können folgende Risikofaktoren eine begünstigende Wirkung haben:
- zunehmendes Alter
- erhöhtes Gewicht
- Bewegungsmangel
- ungesunder Lebensstil
- Rauchen
- Vorerkrankungen
- hohe Fettwerte im Blut
- Bluthochdruck
Wann spricht man eigentlich von einer koronaren Herzkrankheit?
Unter dem Begriff koronare Herzkrankheit (kurz KHK) verstehen wir Herzerkrankungen, die durch Arteriosklerose, also einer Verengung und Verkalkung der Herzkranzgefäße und Koronararterien, entstehen. Diese Gefäße umschließen den Herzmuskel und versorgen ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen. Durch die Entstehung von Engstellen oder Verschlüssen in den versorgenden Herzkranzgefäßen, kann es demnach zu einer Minderversorgung kommen. Infolgedessen können Brustschmerzen auftreten, die sich bis hin zu einem Herzinfarkt entwickeln können. Das Beschwerdebild der KHK kann allerdings unterschiedlich ausgeprägt sein. Daher lassen sich verschiedene Stufen und Symptome der Koronaren Herzerkrankung unterscheiden:
- beschwerdefreie (asymptomatische) KHK:
Hier liegt meist eine leichte bis mäßige Verkalkung der Herzkranzgefäße vor, die von Ihnen als Betroffene/n kaum oder nur wenig wahrgenommen wird. Ebenso bezeichnet man eine bereits erfolgreich aufgedehnte Verengung, zum Beispiel durch PTCA und Stentimplantation, als beschwerdefreie Koronare Herzerkrankung. Gleiches gilt für einen symptomlosen Zustand nach einem Herzinfarkt. - stabile KHK oder stabile Angina Pectoris:
Bei der stabilen Koronaren Herzkrankheit oder Angina Pectoris äußern sich typische Beschwerden bei immer gleicher Belastung. Das heißt, Sie verspüren immer dann Schmerzen in Ihrer Brust, wenn Sie eine gewisse Belastungsstufe erreicht haben. Angina Pectoris wird auch mit „Brustenge“ übersetzt. Eine Behandlung mit Medikamenten gilt in diesem Fall als erfolgreiche Therapie. - akutes Koronarsyndrom:
In diesem Fall sollte keine Zeit verschwendet werden, da bei einem akuten Koronarsyndrom durchaus Lebensgefahr besteht. Man unterscheidet zwischen drei weiteren Erscheinungsformen:- Instabile KHK oder instabile Angina Pectoris: Man spricht von der instabilen Form, wenn die Beschwerden bei geringer Belastung oder sogar bereits in Ruhe auftreten, sich allerdings keine infarkt-typischen Veränderung im EKG zeigen.
- Akuter Herzinfarkt ohne die typischen Veränderungen im EKG. Dieser zeigt sich allerdings mit einem positivem Teponin-Wert im Blut und wird auch NSTEMI (Nicht-ST-Hebungsinfarkt) abgekürzt.
- Akuter Herzinfarkt mit der typischen Veränderung der ST-Kurve im EKG. Auch dieser Infarkt weist einen positiven Teponin Blutwert auf und wird durch die ST-Hebung als STEMI (ST-Hebungsinfarkt) bezeichnet.
Welche Symptome treten bei einer Herzschwäche auf?
Eine Herzschwäche ist eine Erkrankung des Herzens, die eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit mit sich bringt. Ob Sie diese nun als Herzschwäche, Herzinsuffizienz oder Herzmuskelschwäche bezeichnen, die Bedeutung und Symptomatik ist die Gleiche. Durch die eingeschränkte Leistungsfähigkeit gelingt es dem Herzmuskel nicht, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Dies könnte beispielsweise auf dauerhaft erhöhten Blutdruck, Herzrhythmusstörungen oder eine koronare Herzkrankheit, bei der Gefäße aufgrund von Ablagerungen verengt sind, zurückzuführen sein.
Häufig starten die Symptome einer Herzschwäche mit schneller Erschöpfung, wenn Ihnen also schon nach wenigen Treppen oder dem Tragen schwerer Einkaufstaschen die Luft wegbleibt. Im Verlauf können die Beschwerden zunehmen: Antriebslosigkeit, Atembeschwerden, Wassereinlagerungen, Herzrasen und Schwindel gehören zu den typischen Merkmalen einer Herzinsuffizienz.
Welche Krankheiten können wir durch die Untersuchung Ihres Blutes feststellen?
Symptome wie Schmerzen in der Brust, Atemnot oder Erschöpfung sind meist unspezifisch und können zwar auf eine Herzschwäche zurückzuführen sein, haben aber oft auch andere Ursachen. Um eine Herzerkrankung zu diagnostizieren, stehen mir als Kardiologe verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Neben dem Anamnesegespräch, dem EKG (Elektrokardiogramm) und einem Herzultraschall (Echokardiogramm) folgt deshalb meist die Bestimmung relevanter Blutwerte. Welche Werte es zur Bestimmung gibt und welche Krankheiten des Herzens damit in Verbindung gebracht werden, habe ich Ihnen im Folgenden zusammengestellt:
- Die Messung der Cholesterinwerte und Triglyceride wird nicht nur in der Kardiologie durchgeführt, sondern gehört auch bei Ihrem Hausarzt zu einigen Routineuntersuchungen bzw. Vorsorgeuntersuchungen. Auffällige Werte lassen auf ein steigendes Risiko für Arterienverkalkung (Arteriosklerose) schließen. Hier gilt speziell das LDL-Cholesterin als das „böse“ Cholesterin. Auch die erhöhten Triglyceride haben einen ungünstigen Einfluss auf unsere Gefäße.
- Das Troponin ist ein wichtiger Marker zur Erkennung eines Herzinfarktes. Der Troponin-Wert steigt etwa drei Stunden nach einem Infarkt an, nach ca. 24 Stunden erreicht er seinen Höchstwert und sinkt in den nächsten 10 – 14 Tagen wieder auf den Normalwert.
Auch bei einer Herzklappenkrankheit oder einer Herzinsuffizienz kann die Bestimmung des Troponin-Wertes Hinweise über die Ursachen der Erkrankung liefern. Zum Beispiel eine Minderdurchblutung des Herzens. - Als zuverlässiger Herzinsuffizienz-Marker dient das sogenannte Protein BNP. Dieses ist im Verdachtsfall einer akuten Herzinsuffizienz bis auf 100 Nanogramm pro Liter Blut erhöht und geht meist mit akut auftretenden, schweren Symptomen einher. Bei einer chronischen Herzinsuffizienz gilt der BNP bereits ab 35 Nanogramm pro Liter Blut als auffällig.
- Das Protein NT-proBNP gilt vereinfacht als Vorstufe des BNP-Wertes und wird auch zur Diagnostik einer Herzinsuffizienz herangezogen. Der NT-proBNP ist im Blutkreislauf länger nachweisbar und hat einen Grenzwert von 125 Nanogramm pro Liter Blut bei einer chronischen Herzinsuffizienz und 300 Nanogramm pro Liter Blut bei der akuten Form.
- Das C-reaktive Protein ist deutlich erhöht, sobald sich eine Entzündung im Körper zeigt. Ein Anstieg des CRP-Wertes kann also eine bakterielle Infektion bedeuten, die die Herzklappen, die Herzinnenhaut, den Herzmuskel oder den Herzbeutel betreffen können. Allerdings kann ein Anstieg auch viele weitere Ursachen haben, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung oder einen Harnwegsinfekt. Um die kardiologische Ursache auszuschließen, müssen also noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Können wir Herzkrankheiten erben und wenn ja, welche?
Ja, unsere Gene können das Risiko einer Herzkrankheit bestimmen. Dabei können der Zeitpunkt des Auftretens erster Symptome und deren Art und Schweregrad unterschiedlich ausfallen und von weiteren Faktoren wie zum Beispiel Ihren Lebensgewohnheiten und äußeren Faktoren abhängen. Liegt also eine genetische Veranlagung vor, ist es für Sie als Betroffene/n besonders wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten und regelmäßige medizinische Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen.
Zu den vererbbaren Herzkrankheiten zählen unter anderem:
- Herzrhythmusstörungen
- Herzinsuffizienz
- Koronare Herzkrankheit
- Störung des Fettstoffwechsels
- Herzmuskelerkrankungen
- Erweiterung der Hauptschlagader
Welche Herzkrankheiten sind besonders gefährlich für die Gesundheit?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die meisten Krankheiten des Herzens gefährlich werden können, wenn sie unentdeckt oder unbehandelt bleiben. Es ist also von enormer Bedeutung regelmäßige Kontrollen wahrzunehmen und Reaktionen Ihres Körpers, wie Brustschmerzen, Bluthochdruck oder schnelle Erschöpfung bei Belastung als Risikofaktoren ernst zu nehmen. Aus „kleinen Lappalien“ von denen Sie erwarten, dass sie bald wieder vorbei gehen, können sich schnell Diagnosen entwickeln, die nicht aufgeschoben werden können und weitaus gefährlichere Konsequenzen mit sich bringen.
Schwerwiegende Folgen von Mangel an Sauerstoff oder Verengung der Gefäße sind beispielsweise der Herzinfarkt, das akute Vorhofflimmern oder sogar der plötzliche Herztod. Mit einer entsprechenden Früherkennung und Therapie mit Medikamenten oder mittels eines operativen Eingriffs kann das Risiko häufig erheblich gesenkt werden.
Welche Herzkrankheiten gibt es bei Kindern?
Auch bei Kindern und Jugendlichen können von Herzerkrankungen betroffen sein. Anders als bei Erwachsenen, die ihre Erkrankung oft durch eine Veränderung der Herzkranzgefäße oder aufgrund verschiedener Risikofaktoren erleiden, handelt es sich bei Herzerkrankungen im Kindesalter oft um angeborene Herzfehler. Manche Fehlbildungen werden direkt in der Schwangerschaft mittels Ultraschalluntersuchung diagnostiziert. Fehlbildungen oder auch Rhythmusstörungen des fetalen Herzens können bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche erkannt werden. Andere Herzfehler fallen unmittelbar nach der Geburt durch Zyanose (Blausucht) auf oder bleiben vorerst unentdeckt und zeigen sich erst nach einigen Tagen, Wochen, Monaten oder sogar Jahren. Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Wichtigkeit der vorgegebenen Untersuchungen während und nach der Schwangerschaft hervorheben.
Welche sind die typischen Symptome einer Herzerkrankung bei Kindern?
Die typischen Symptome einer Herzerkrankung bei Kindern ähneln teilweise denen bei Erwachsenen:
- beschleunigter Herzschlag
- angestrengte und beschleunigte Atmung
- sichtbare Zyanose (bläuliche Verfärbung)
- Entwicklung von Ödemen (Flüssigkeitseinlagerung)
- schnelle Erschöpfung
- starkes Schwitzen bei geringer Belastung
- schlechtes Gedeihen
Noch Fragen? – Kein Problem.
Bei Fragen, die Ihre Herzgesundheit betreffen oder bei Beschwerden melden Sie sich gerne für einen Termin in meiner Sprechstunde.
Ich nehme mir Zeit, um alle kardiologischen und internistischen Fragen zu beantworten und Risikofaktoren mittels modernster Verfahren rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Weil Ihre Gesundheit mir am HERZEN liegt!