Angina Pectoris

16. März 2022
Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht hält sich Hände an die Herzregion

Wenn sich der Brustkorb zusammen zieht

Eine Angina Pectoris bezeichnet ein Engegefühl in der Brust und wird aus dem Lateinischen abgeleitet: Angina = Enge; pectus = Brust. Doch was ist eine Angina Pectoris eigentlich genau? Viele Menschen kennen den Begriff, wissen aber nicht was das eigentlich bedeutet. Als Brustenge wird das Gefühl bezeichnet, das man verspürt, wenn sich der Brustkorb anfallsartig zusammen zieht. Es entsteht also ein Engegefühl, das einen Schmerz in der betroffenen Brustregion auslöst. Ursache dafür ist eine Durchblutungsstörung des Herzens, die durch eine Engstelle in der Blutlaufbahn hervorgerufen wird. Wie eine Angina Pectoris erkannt wird, welche Ursachen für eine solche Durchblutungsstörung verantwortlich sein können und welche Möglichkeiten es zur Behandlung gibt, erfahren Sie in dem folgenden Blogbeitrag.

 

Wie entsteht eine Angina Pectoris? Welche Ursachen und Auslöser gibt es?

Eine plötzlich auftretende, schmerzhafte Brustenge wird durch eine Verengung der Blutgefäße bewirkt. Die Ursache ist eine Engstelle in den Herzkranzgefäßen, die durch eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ausgelöst wird. Dadurch entsteht eine koronare Herzkrankheit, kurz KHK. Die Angina Pectoris ist somit das Erscheinungsbild der KHK.

Um die Entstehung einer Angina Pectoris genauer zu verstehen, gehen wir ein paar Schritte zurück. Was genau ist also eine Koronare Herzkrankheit (KHK)? 

Die KHK ist eine koronare Herzerkrankung, die durch Verkalkungen an den Gefäßwänden der Herzkranzgefäße und koronaren Arterien ausgelöst wird. Das sind wichtige Blutgefäße, die den Herzmuskel umschließen und ihn mit ausreichend Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Kommt es zu einer Verengung in diesen wichtigen Gefäßen, kann nicht ausreichend Blut fließen und der Herzmuskel wird demnach nicht ausreichend versorgt. Diese Engstellen entstehen durch Fettablagerungen und Verkalkungen, welche sich im normalen Alterungsprozess bilden. Jedoch wird dieser Prozess durch verschiedene Risikofaktoren erheblich beschleunigt:

    • Bluthochdruck
    • Bewegungsmangel
    • Diabetes mellitus Erkrankung
    • Familiäre Vorbelastung
    • Fettreiche Ernährung
    • Fortgeschrittenes Alter
    • Hoher Cholesterin
    • Rauchen
    • Stress
    • Übergewicht

Wie hängen ein erhöhter Blutdruck und Angina Pectoris zusammen?

Durch einen dauerhaft erhöhten Blutdruck verändern sich die Blutgefäßwände. Der Durchmesser der Blutgefäße wird nach und nach immer kleiner und die Gefäße somit weniger elastisch. Es entsteht also dasselbe Problem, dass durch die Verkleinerung der Gefäße weniger Blut und Sauerstoff zum Herzmuskel gelangt.

 

Infolge der Verengungen können die typischen Angina Pectoris Symptome auftreten, die sich schlimmstenfalls bis hin zu einem Herzinfarkt entwickeln können. Das Beschwerdebild der Angina Pectoris kann allerdings unterschiedliche Ausprägungen haben.

 

Welche Formen einer Angina Pectoris gibt es?

In der Medizin unterscheiden wir hauptsächlich zwei Formen: Die stabile und die instabile Angina Pectoris. Wo liegt der Unterschied?

Stabile Angina Pectoris

An einer stabilen Form der Brustenge leiden die Patienten, wenn der Schmerz durch bestimmte Belastung auslösbar ist und die Beschwerden durch entsprechende Maßnahmen, wie zum Beispiel Ruhe oder nach der Einnahme von Medikamenten wieder verschwinden. Diese Form tritt meist dann auf, wenn mindestens ein bedeutendes Herzkranzgefäß zu einem Viertel verschlossen ist.

Instabile Angina Pectoris

Im Gegensatz zur stabilen Form, besteht hier ein fast vollständiger Verschluss eines wichtigen Gefäßes um den Herzmuskel herum. Die instabile Angina Pectoris tritt nicht nur unter Belastung, sondern bereits in Ruhe auf und wiederholt sich in gewissen Abständen, wobei Dauer und Schmerzintensität zunehmen. Das ist häufig dann der Fall, wenn die verordnete Medikation nicht anschlägt und sich die Gefäße weiterhin verengen. In diesem Fall muss der Patient mit einer instabilen Angina Pectoris sofort in einer Klinik behandelt werden. Aufgrund des Beschwerdebildes ist eine Angina nur schwer von einem Herzinfarkt zu differenzieren. Hier entsteht oft die Frage, wie unterscheidet sich ein Herzinfarkt von einer Angina Pectoris? Kurz gesagt: In der Entstehung. Beide Erkrankungen sind dem akuten Koronarsyndrom untergeordnet. Die Angina Pectoris entsteht allerdings nach und nach durch Ablagerungen und Verkalkungen, wohingegen der Herzinfarkt durch einen plötzlichen Verschluss in den Koronararterien ausgelöst wird und damit als akut lebensbedrohlich gilt.

 

Welche Symptome verursacht eine Angina Pectoris?

Die Symptome ähneln sich derer eines Herzinfarktes und können sowohl in milder Form als auch in verstärkter Form auftreten. Dabei kann leichte Herzenge im Brustkorb auftreten, die bei Belastung, zum Beispiel beim Treppensteigen, zunehmen und danach wieder abklingen. Genau so können aber auch plötzliche starke Schmerzen während einer Ruhephase auftreten, die in den linken Arm, den Unterkiefer, den Oberbauch und / oder den Rücken ausstrahlen. Der Schmerz wird von den betroffenen Patienten oft als starkes Druckgefühl, welches auf dem Brustkorb lastet, beschrieben.

Außerdem können folgende Beschwerden in Zusammenhang mit einer Angina Pectoris auftreten:

    • Atembeschwerden bis hin zu Atemnot
    • starkes Angstgefühl
    • Kaltschweißigkeit

Bei Frauen können die Symptome allerdings unspezifischer ausfallen. Bei ihnen treten oftmals Müdigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Schwindel auf.

 

Wie gefährlich ist eine Angina Pectoris?

Je nach Schweregrad des Anfalls wird auch die Gefahr einer Angina Pectoris bestimmt.

In der Medizin wird das Beschwerdebild in vier Stadien unterteilt:

    1. Grad: Die Anfälle treten nur bei starker psychischer oder physischer Belastung auf. Das kann beispielsweise schwere körperliche Arbeit sein oder sportliche Aktivitäten. Jedoch treten sie nicht in Alltagssituationen, wie Treppensteigen oder Gehen auf.
    2. Grad: Die Brustschmerzen treten dann auf, wenn sich der Betroffene stärker anstrengt, wie zum Beispiel beim Bergaufgehen und Treppensteigen. Oftmals besteht eine Verbindung zu Kälte und psychischer Belastung.
    3. Grad: In diesem Stadium leiden Patienten bereits bei geringer körperlicher Anstrengung, wie das normale Gehen oder Ankleiden, unter einem Engegefühl im Bereich des Herzens.
    4. Grad: Die Anfälle treten gehäuft bereits bei geringster körperlicher Belastung oder sogar in Ruhe auf.

Grundsätzlich hängt die Ausprägung der Beschwerden nicht zwingend mit dem Grad des Verschlusses und somit mit der Versorgung des Herzmuskels zusammen. Bereits kleine Verkalkungen und Engstellen können zu Schmerzen führen. Allerdings gilt, wer an einer Angina Pectoris leidet, ist grundsätzlich anfälliger für Folgeerkrankungen wie den Herzinfarkt. Somit sollte die Angina umgehend fachärztlich untersucht und behandelt werden.

 

Wie wird eine Angina Pectoris diagnostiziert?

Da Brustschmerzen häufig auch andere Ursachen haben können, reicht das alleine nicht aus, um eine Angina Pectoris festzustellen. Oftmals können Brustschmerzen auch durch muskuläre Probleme ausgelöst werden. Im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung erfolgt die Diagnostik

Arzt-Patienten-Gespräch

In einem persönlichen Gespräch interpretieren wir Ihr Risiko durch die familiäre Vorbelastung und der Analyse Ihres Lebensstils. In der Anamnese sollen die geschilderten und erfragten Beschwerden genauer definiert werden. Anschließend erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Hierbei wird der Blutdruck gemessen und die Herztöne abgehört. Außerdem kann eine Blutuntersuchung erfolgen, die zum Ausschluss anderer Erkrankungen dient.

Bildgebende Untersuchung

Im Anschluss an das Anamnesegespräch erfolgt die bildgebende Untersuchung. Dabei wird zuallererst ein Elektrokardiogramm (EKG) in unserer kardiologischen Praxis angefertigt. Dieses kann sowohl in Ruhe als auch unter Belastung durchgeführt werden. Dabei werden die elektrischen Impulse aufgezeichnet, die dabei von dem Herzen ausgehen. Aufgrund der EKG-Kurve kann festgestellt werden, ob das Beschwerdebild mit dem Untersuchungsergebnis übereinstimmt.

Zusätzlich können wir als bildgebende Maßnahme ein Herzultraschall (Echokardiographie) anfertigen, um die Herzklappen und Herzkammern zu untersuchen.

Außerdem lassen sich bei Auffälligkeiten die Herzkranzgefäße mit einer sogenannten Koronarangiographie betrachten. Dabei kann erkannt werden, wo und wie stark die Durchblutung in den Arterien eingeschränkt wird.

 

Welche Komplikationen können auftreten?

Wenn eine Koronare Herzkrankheit (KHK) zu einer Angina Pectoris führt und die Beschwerden nicht behandelt werden, kann es sein, dass sich das betroffene koronare Blutgefäß nach und nach immer weiter verschließt bis letztendlich kein Blut mehr zum Herzen gelangen kann. Das würde bedeuten, dass der zu versorgende Herzmuskel in der entsprechenden Region nicht mehr mit Sauerstoff genährt werden kann. Es kommt zu einem Herzinfarkt. Je nach Schweregrad des Infarktes fällt die Pumpfunktion in der betroffenen Region aus. In diesem Fall besteht eine lebensbedrohliche Situation für den Patienten, die umgehende Maßnahmen erfordert. Der Infarktschmerz ist meist noch heftiger als der Schmerz bei einer Angina Pectoris und hält oft mehrere Stunden lang an. Dabei kann ein unregelmäßiger Herzschlag auftauchen.

Wenn die Koronararterien über lange Zeit hinweg verkalken kann das oft Folgeerkrankungen mit sich bringen. Neben dem Herzinfarkt in der Extremsituation können auch Herzrhythmusstörungen oder eine Herzinsuffizienz entstehen. Damit es nicht so weit kommt, vereinbaren Sie regelmäßig einen Termin zum kardiologischen Check-Up in meiner Sprechstunde.

Welche Lebenserwartung gibt es mit einer Angina Pectoris?

Da die Angina Pectoris verschiedene Formen aufweist und die Ursachen vielfältig sind, ist eine individuelle Abklärung nötig, um die ursprüngliche Krankheit hinter den Angina Pectoris Anfällen zu diagnostizieren.

Wie bereits beschrieben, kann eine Angina Pectoris einen schweren Verlauf haben, der schlimmstenfalls bis hin zum Tod führen kann. Deshalb ist es unbedingt nötig, dass die betroffenen Patienten eine erhöhte Wachsamkeit gegenüber ihrer körperlichen Befinden entwickeln und besonders auf ihr Herz hören. Eine regelmäßige Kontrolle in meiner kardiologischen Praxis ist daher unabdingbar. Denn die richtige Behandlung und ein gesunder Lebensstil können die Risikosituation maßgeblich entschärfen.

 

Die richtigen Maßnahmen ergreifen: Wie kann eine Angina Pectoris behandelt werden?

Zur medizinischen Behandlung der Herzkrankheit Angina Pectoris steht primär die Ursachenbehandlung im Vordergrund. Das heißt, nach dem Anamnesegespräch und der erfolgreichen Stellung der Diagnose wird die Therapie an das ursächliche Beschwerdebild angepasst. Eine medikamentöse Behandlung ist bei verengten Herzkranzgefäßen meist unumgänglich.

Die Basistherapie entspricht also der Therapie für die zugrundeliegende koronare Herzkrankheit. An dieser Stelle werden Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS), Betablocker, ACE-Hemmer oder Statine verabreicht. Mit dieser Therapie soll eine besser Durchblutung gewährleistet und das Risiko für einen Herzinfarkt minimiert werden.

Als antianginöse Therapie wird die Therapie bezeichnet, die den Brustschmerz lindern soll. Hier kommen Medikamente wie Betablocker und Kalziumantagonisten zum Einsatz – allein oder in Kombination. Außerdem können langwirksame Nitrate dazu beitragen, dass sich die koronaren Arterien weiten.

Führt die medikamentöse Therapie nicht zum gewünschten Erfolg, so können starke Gefäßverengungen, die infolge einer Gefäßverkalkung entstanden, durch spezielle Eingriffe am Herzen wieder aufgedehnt werden. Mittels perkutaner transluminaler coronarer Angioplastie (PTCA) wird in diesen Fällen der weitere Blutfluss gewährleistet. Dabei wird in der betroffenen Engstelle ein kleiner Ballon aufgebläht, der den verengten Bereich von Innen weitet. Dieser Zustand wird anschließend mit einem eingesetzten Stent dauerhaft stabilisiert.

Neben den medizinischen Maßnahmen ist der wichtigste Aspekt für eine erfolgreiche Behandlung aber die eigene Lebensweise. Dabei sollten die persönlichen Risikofaktoren minimiert werden. Doch welche Risikofaktoren gibt es für eine Angina Pectoris?

Körpergewicht und Ernährung

Achten Sie darauf, dass Sie sich ausreichend bewegen. Legen Sie kurze Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurück, statt auf das Auto zurückzugreifen. Auch kleine Veränderungen können einen großen Effekt erzielen. Außerdem sollten Sie auf eine fettarme und kalorienreduzierte Ernährung achten, da diese sonst langfristig zu Übergewicht und hohem Cholesterin führt. Ein hoher Cholesterinspiegel fördert die Plaquebildung und es können Blutgerinnsel entstehen, die sich an die Gefäßwände anlegen. Des Weiteren sollte der Konsum von Alkohol und das Rauchen eingestellt werden.

Genetik, Geschlecht und Alter

Besonders aufmerksam sollten Sie sein, wenn sie durch familiäre Vorerkrankungen belastet sind. In manchen Fällen treten Herzerkrankungen häufiger auf, wenn Familienangehörige bereits an einer koronaren Herzkrankheit leiden. Auch mit dem steigenden Alter nimmt die Gefahr einer Arterienverkalkung der Herzkranzgefäße zu. Zudem besitzen Männer ein höheres Risiko als Frauen.

Vorerkrankungen

Ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus oder ein dauerhaft erhöhter Blutdruck (Hypertonie) schädigen die Gefäße nachhaltig und verhindern eine ausreichende Sauerstoffübertragung.

 

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