Herzrhythmusstörungen und Schlaganfall

23. Januar 2019
Herzrhythmusstörung und Schlaganfall

Bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Vorhofflattern besteht die Gefahr einer Gerinnselbildung im Herzen. Lösen sich diese Gerinnsel, droht z.B. ein Schlaganfall. Medikamente und Vorhofohrverschlusssysteme können dem entgegen wirken.

Knapp zwei Millionen Menschen in Deutschland haben Vorhofflimmern

Von jährlich 200.000 Schlaganfällen werden etwa 50.000 durch Herzrhythmusstörungen verursacht. Zu Beginn treten sie meist in kürzeren Episoden, häufig asymptomatisch und damit unbemerkt, auf. Im Laufe der Zeit hören die Herzrhythmusstörungen oft nicht mehr von selbst auf. Das hat Auswirkungen auf den Blutfluss. Ist das Blut in Bewegung, bleibt es flüssig. Bei sehr langsamem Blutfluss oder Stillstand – wie bei Vorhofflimmern im linken Vorhof und insbesondere im sog. Vorhofohr – können Gerinnsel entstehen. Sie lassen sich mit Hilfe der (transösophagealen) Echokardiographie gut nachweisen.

Besteht ein Vorhofflimmern über einen längeren Zeitraum, ist das Risiko für die Entstehung von Thromben besonders hoch. Lösen sich diese, werden sie mit dem Blutstrom weitergeleitet und können kleinere Blutgefäße verstopfen. Sind Blutgefäße im Gehirn betroffen, entsteht ein Schlaganfall. Die Häufigkeit der Bildung von Thromben lässt sich durch die Gabe von Medikamenten (Blutverdünner) verringern. Da hierbei jedoch Blutungen auftreten können, muss sorgfältig geprüft werden, ob die Therapie erforderlich ist. Hier helfen Risikoscores zur Ermittlung des Gerinnselbildungs- und Blutungsrisikos.

Bei Rhythmusstörungen steigt das Schlaganfallrisiko auf bis zu 8 Prozent pro Jahr an

Bei Patienten mit Vorhofflimmern tritt fünf Mal häufiger ein Schlaganfall auf als bei Patienten ohne Rhythmusstörungen. Diese können meist durch eine adäquate Behandlung vermieden werden. Das Schlaganfallrisiko wird häufig unterschätzt, da Vorhofflimmern tückischerweise bei vielen Patienten ohne vorherige Beschwerden auftritt. Kaum eine Erkrankung verändert einen Menschen und sein persönliches Umfeld so drastisch wie ein Schlaganfall. Folgen wie Lähmung einer Körperhälfte oder Sprachstörungen schränken Selbständigkeit und Lebensqualität stark und ohne Vorankündigung ein.

Bei manchen Patienten ist der Schlaganfall der erste Hinweis auf ein Vorhofflimmern. Die Hemmung der Blutgerinnung durch Medikamente ist das Mittel der Wahl, um Schlaganfälle durch Vorhofflimmern zu verhindern. Doch offenbar wird die Gefahr eines Schlaganfalls bei Patienten und Ärzten unterschätzt. Trotz der Möglichkeit einer wirksamen Therapie erhalten Studien zufolge etwa ein Drittel aller Patienten mit Vorhofflimmern keine adäquate Blutverdünnung. Dabei besteht bei Unverträglichkeit der Bluverdünner oder Vorbehalten gegen diese Therapie die Möglichkeit der Implantation eines Vorhofohrverschlusssystems, welches Schlaganfälle verhindern kann.

Prävention und Therapie sind verbesserungswürdig

Erkrankungen des Herzens nehmen meist im Laufe des Lebens zu. Bei zirka 10 Prozent der über 70-Jährigen besteht ein möglicherweise unentdecktes Vorhofflimmern/-flattern.

Aufgrund des demografischen Wandels ist davon auszugehen, dass die Häufigkeit dieser Rhythmusstörungen zunimmt.
Um die bisher hohe Dunkelziffer besser aufzudecken, empfiehlt sich eine frühzeitige Entdeckung des asymptomatischen Vorhofflimmerns, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Facharzt mit körperlicher Untersuchung, EKG-Messungen, Langzeit-EKG, Belastungs-EKG und Ultraschalluntersuchungen sind hierzu sinnvoll.

Ob Herzrhythmusstörungen harmlos, komplikationsträchtig oder gar lebensbedrohlich sind, sollte Ihr Kardiologe nach ausführlicher Untersuchung des Patienten entscheiden. Zudem sollte er ausführlich und verständlich über Risiken und Nutzen einer Behandlung zum Schutz vor Schlaganfällen aufklären.
Außerdem ist ein gesunder und aktiver Lebensstil wichtig, um weitere Risikofaktoren für einen Schlaganfall (z.B. Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin oder Zuckererkrankung) im Blick zu behalten.

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