Warum Herzinfarkte bei Frauen manchmal spät erkannt werden

15. Mai 2019
Herzinfarkt bei Frauen Schmerzen Bauch

Herzinfarkte sind keineswegs ausschließlich eine Männerangelegenheit. Auch bei Frauen in den Industrienationen zählt dieses gefährliche Ereignis zusammen mit Schlaganfällen zu den häufigsten Todesursachen. Allerdings gibt es im Vergleich zum männlichen Geschlecht einige Unterschiede:

Häufig präsentiert sich der Herzinfarkt bei Frauen nicht mit den klassischen Alarmzeichen wie starken Brustschmerzen mit Ausstrahlung in den linken Arm, sondern er äußert sich durch unspezifische Symptome wie Übelkeit, Kurzatmigkeit oder Beschwerden im Oberbauch, im Hals, Kiefer oder Rücken. Besonders, wenn solche Beschwerden in zuvor noch nicht erlebter Heftigkeit auftreten, ist es wichtig, auch an einen Herzinfarkt zu denken.

Herz-Kreislauf-Probleme sind bei Frauen die häufigste Todesursache, nicht Krebs

Eine weitere Besonderheit betrifft bei Frauen die Art und Ausprägung der Beschwerden im Brustbereich. Statt starker Schmerzen wird dabei – im Vergleich zu Männern – wesentlich öfter ein Druck- oder Engegefühl wahrgenommen. Dieses muss aber ebenso ernst genommen werden, da jeder Herzinfarkt unabhängig von den vordergründigen Beschwerden jederzeit einen Herz-Kreislauf-Stillstand verursachen kann. Beim kleinsten Verdacht auf einen Herzinfarkt sollte daher umgehend der Rettungsdienst alarmiert bzw. schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Viele Frauen haben Angst vor Krankheiten wie Krebs. Weil Herzinfarkte häufig als Männersache angesehen werden, wiegen sich viele Frauen vor einem Herzinfarkt in Sicherheit. Tatsächlich sind bei Frauen in Deutschland jedoch bereits seit Jahren Herzinfarkte und Schlaganfälle und nicht Krebserkrankungen die führende Todesursache. Während bei Männern die Anzahl der Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beständig abnimmt, steigt sie bei Frauen zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr sogar an. Ein weiterer Grund, abgesehen von den oftmals atypischen Beschwerden, ist darin zu sehen, dass immer mehr Frauen rauchen als früher.

Hormon-Tabletten schützen nicht vor Herzinfarkten

Wichtige Unterschiede zwischen den zwei Geschlechtern bestehen auch beim Alter, in dem Herzinfarkte auftreten können. So sind Frauen bis zu den Wechseljahren vergleichsweise gut geschützt. Parallel zum Nachlassen der Hormonproduktion nimmt der Schutz jedoch ab. Erkrankungen an den Herzkranzgefäßen treten bei Frauen daher erst ab diesem Zeitpunkt vermehrt auf. Männer sind hingegen häufig schon deutlich früher betroffen. Trotz der Herzinfarkt-Zunahme in den Wechseljahren wird jedoch ganz klar von einer Hormonbehandlung zum Schutz vor Herzinfarkten abgeraten. In umfangreichen Studien konnte die Hormongabe keine Verringerung der Herzinfarktrate erzielen.

Viele Frauen holen für sich selbst zu spät Hilfe

Es muss noch schnell etwas besorgt oder die Gartenarbeit erledigt werden: Viele Frauen schieben die auftretenden Beschwerden beiseite und lassen sich erst spät helfen, wenn sie einen Herzinfarkt erleiden. Untersuchungen zufolge rufen Frauen bei Verdacht auf einen Herzinfarkt zwar für ihren Partner sehr schnell einen Notarzt, bei eigenen Herzproblemen sind sie jedoch wesentlich zurückhaltender.
Einige Frauen stellen trotz ihrer Beschwerden oft Verpflichtungen in den Vordergrund und zögern mit dem Anruf beim Arzt. Die aufgeschobene Behandlung ist auch unter anderem darauf zurückzuführen, dass ältere Frauen oft alleine leben und im Notfall niemanden haben, der Hilfe holt. Außerdem erkennen Betroffene wegen der untypischen Symptome häufig nicht, dass sie einen Herzinfarkt erleiden.

Deshalb sollte, insbesondere bei Frauen, auch bei derart uneindeutigen Symptomen ein Herzinfarkt ausgeschlossen bzw. dringend behandelt werden. Die untypischen Beschwerdebilder können manchmal auch dazu führen, dass Ärzte die Ursache fehl deuten oder erst später erkennen. Es kann passieren, dass auf Rücken-, Magen- oder Gallenerkrankungen behandelt wird anstatt auf Herzprobleme.

Daher ist es wichtig, das Herz nicht außer Acht zu lassen und ein EKG und weitere Untersuchungen zu veranlassen.

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