Mitralklappeninsuffizienz verstehen: Diagnose, Symptome & Ursachen
25. März 2025
Was ist eine Mitralklappe und welche Funktion hat sie?
Die Mitralklappe, auch Bikuspidalklappe genannt, ist eine der vier Herzklappen und spielt eine entscheidende Rolle im menschlichen Herz-Kreislauf-System. Sie befindet sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer und sorgt dafür, dass das Blut in eine Richtung strömt. Das sauerstoffreiche Blut wird bei jedem Herzschlag aus dem Vorhof in die Kammer befördert, ohne dass es anschließend zu einem Rückfluss kommt. Eine gesunde Mitralklappe ist essenziell für den effizienten Blutfluss und die optimale Funktion des Herzens. Erkrankungen wie die Mitralklappeninsuffizienz können deshalb zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, da sie den Blutfluss behindern oder unkontrollierten Rückfluss verursachen. Moderne Behandlungsmethoden, einschließlich chirurgischer Eingriffe und minimal-invasiver Techniken, bieten effektive Lösungen für betroffene Patienten.
Mitralklappeninsuffizienz – eine der häufigsten Herzklappenfehler
Wenn die Klappe nicht mehr richtig schließt
Wenn die Klappe zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer nicht mehr richtig schließt, spricht man von einer Mitralklappeninsuffizienz oder auch kurz Mitralinsuffizienz. Die Mitralklappe wird undicht und dies führt dazu, dass bei jeder Kontraktion des Herzens Blut zurück in den Vorhof fließt, anstatt in die Hauptschlagader gepumpt zu werden. Die Folge ist eine verminderte Effizienz des Blutkreislaufs, was das Herz zusätzlich belastet. Wir klären die Ursachen, Symptome und Risiken dieser Herzklappenerkrankung.
Warum wird die Mitralklappe undicht? Die häufigsten Ursachen
Die Mitralklappeninsuffizienz kann aus unterschiedlichen Gründen entstehen und wird in zwei Hauptformen unterteilt:
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- Primäre Mitralklappeninsuffizienz: Hier liegt die Ursache direkt in einer strukturellen Veränderung, also einer Anomalie der Mitralklappe selbst. Angeborene Klappenfehler oder altersbedingte Schäden der Klappe führen dazu, dass sie nicht mehr vollständig schließt. Häufig tritt diese durch eine sogenannte degenerative Mitralklappenerkrankung auf, bei der sich die Klappensegel verdicken, verkalken oder ausleiern. Auch eine Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut), rheumatisches Fieber oder ein Mitralklappenprolaps können diese Form der Insuffizienz auslösen.
- Sekundäre Mitralklappeninsuffizienz: In diesem Fall ist die Klappe selbst intakt, doch eine Grunderkrankung des Herzens sorgt dafür, dass sie nicht mehr richtig funktioniert. Dies kann beispielsweise durch eine koronare Herzkrankheit, einen Herzinfarkt oder eine Kardiomyopathie (krankhafte Vergrößerung des Herzmuskels) verursacht werden. Durch die veränderte Form oder Funktion des linken Ventrikels kann die Klappe dann nicht mehr vollständig schließen.
Zusätzlich unterscheidet man die Mitralklappeninsuffizienz nach ihrem Verlauf:
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- Akute Mitralklappeninsuffizienz: Diese entsteht plötzlich, etwa durch einen Herzinfarkt, eine Endokarditis oder eine Sehnenfadenruptur, bei der wichtige Haltestrukturen der Klappe reißen. Diese Form bedingt einen rapiden Abfall der Herz-Kreislauf-Leistung und ist damit lebensbedrohlich. Die akute Mitralinsuffizienz erfordert eine sofortige medizinische Behandlung, um die Sauerstoffversorgung der Organe aufrechtzuerhalten und schwerwiegende Komplikationen wie Lungenödem oder einen kardiogenen Schock zu verhindern.
- Chronische Mitralklappeninsuffizienz: Sie entwickelt sich schleichend über Jahre hinweg. Anfangs kann sich das Herz an die Mehrbelastung anpassen, doch mit der Zeit nimmt die Pumpfunktion ab, was zu einer schwächeren Herzleistung und zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen kann.
Da sich die Erkrankung oft langsam verschlechtert, bleibt sie anfangs häufig unbemerkt. Regelmäßige kardiologische Untersuchungen sind daher wichtig, um eine Mitralklappeninsuffizienz frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig die passende Behandlung einzuleiten.
Atemnot, Müdigkeit & Co.: So erkennen Sie die Symptome einer Mitralklappeninsuffizienz
Die Mitralklappeninsuffizienz bleibt oft lange unerkannt, weil sich das Herz bei der chronischen Verlaufsform an die zunehmende Undichtigkeit anpasst. Doch mit der Zeit können sichtbare Symptome auftreten, die auf eine abnehmende Herzleistung hinweisen.
Ein typisches Zeichen ist Atemnot (Dyspnoe), die anfangs nur bei körperlicher Belastung auftritt, im fortgeschrittenen Stadium jedoch auch in Ruhe oder im Liegen. Dies liegt daran, dass sich durch den Rückfluss des Blutes in den linken Vorhof Druck in der Lunge aufbaut, was zu Flüssigkeitsansammlungen und Atembeschwerden führt.
Betroffene fühlen sich oft müde und erschöpft, weil das Herz nicht mehr genug sauerstoffreiches Blut in den Körper pumpen kann. Leistungsabfall, Konzentrationsschwierigkeiten und allgemeine Schwäche sind daher häufige Begleiterscheinungen.
Ein weiteres Warnsignal ist Herzrasen oder Herzstolpern (Herzrhythmusstörungen), insbesondere in Form von Vorhofflimmern, was entstehen kann, wenn der erweiterte linke Vorhof den normalen Herzrhythmus stört.
Zusätzlich kann es zu geschwollenen Beinen und Knöcheln (Ödemen) kommen, da sich durch die verminderte Pumpleistung Flüssigkeit in den Beinen stauen kann.
Außerdem klagen manche Patienten auch über nächtlichen Husten oder ein Engegefühl in der Brust.
Da die Symptome oft schleichend auftreten und mit anderen Herzerkrankungen verwechselt werden können, sollten Betroffene bei anhaltenden Beschwerden frühzeitig einen Kardiologen aufsuchen. Eine rechtzeitige Diagnose kann helfen, schwere Komplikationen zu vermeiden und rechtzeitig eine bestmögliche Therapie einzuleiten.
Mitralklappeninsuffizienz erkennen: Die wichtigsten Diagnosemethoden
In der Kardiologie nutzen wir Ärzte verschiedene Untersuchungsmethoden, um die Erkrankung sicher festzustellen und deren Schweregrad zu bestimmen.
Die Anamnese sowie die körperliche Untersuchung liefern erste Hinweise: Mit einem Stethoskop stellen wir typische Herzgeräusche fest, die durch den Rückfluss des Blutes entstehen. Der nächste Schritt ist meist eine Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens), die als wichtigste Diagnosemethode gilt. Sie zeigt in Echtzeit, wie stark die Klappe undicht ist und ob sich bereits Veränderungen im Herzen entwickelt haben. Eine Doppler-Echokardiographie kann zudem den Blutfluss sichtbar machen und den Schweregrad der Insuffizienz bestimmen.
In bestimmten Fällen kann eine transösophageale Echokardiographie (TEE) notwendig sein, bei der eine Ultraschallsonde über die Speiseröhre näher ans Herz herangeführt wird. Dies liefert besonders detaillierte Bilder der Mitralklappe und hilft bei komplizierteren Fällen oder vor geplanten Eingriffen.
Weitere wichtige Verfahren sind das EKG (Elektrokardiogramm), um Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern zu erkennen und die Herzkatheteruntersuchung, die vor allem dann eingesetzt wird, wenn der Verdacht auf zusätzliche Herzkranzgefäßverengungen besteht.
Je nach individuellem Fall können auch eine Belastungsuntersuchung oder eine MRT (Magnetresonanztomographie) sinnvoll sein, um die Auswirkungen der Insuffizienz auf die Herzfunktion genauer zu beurteilen.
Von Medikamenten bis OP: Wie die Mitralklappeninsuffizienz behandelt wird
Die Behandlung der Herzpatienten mit Mitralklappeninsuffizienz richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung, den Symptomen und der zugrunde liegenden Ursache. In frühen Stadien oder bei milden Verläufen sind oft noch keine Eingriffe nötig, doch mit zunehmender Klappenundichtigkeit kann eine gezielte Therapie erforderlich werden.
Medikamentöse Behandlung
Es gibt keine Medikamente, die die defekte, undichte Klappe selbst beheben können. Allerdings helfen bestimmte Wirkstoffe dabei, die Herzbelastung zu reduzieren und Symptome zu lindern. Dazu gehören:
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- Diuretika (Entwässerungsmittel), um Flüssigkeitsansammlungen zu verringern
- Betablocker und ACE-Hemmer, die den Blutdruck senken und das Herz entlasten
- Antikoagulantien (Blutverdünner), falls ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern oder Blutgerinnsel besteht
Interventionelle und operative Behandlung
Wenn die Insuffizienz fortschreitet, Beschwerden auftreten oder eine akute primäre Mitralinsuffizienz vorliegt, kann ein Eingriff notwendig sein. Es gibt verschiedene Verfahren, die an dieser Stelle je nach Zustand angewendet werden können:
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- Kathetergestützte Verfahren: Bei Patienten, die nicht für eine offene Herz Operation infrage kommen, kann der MitraClip eingesetzt werden. Dabei wird über einen Katheter eine kleine Klammer an der Mitralklappe befestigt, um die Undichtigkeit zu verringern.
- Mitralklappenrekonstruktion: Falls möglich, lässt sich die Klappe minimalinvasiv oder chirurgisch reparieren, indem sie gestrafft oder stabilisiert wird.
- Mitralklappenersatz: In schweren Fällen wird die geschädigte Klappe durch eine mechanische oder biologische Prothese ersetzt. Mechanische Klappen halten länger, erfordern jedoch eine lebenslange Blutverdünnung, während biologische Klappen nach Jahren erneut ersetzt werden müssen.
Die Wahl der Behandlung hängt von individuellen Faktoren ab, darunter das Alter des Patienten, Begleiterkrankungen und der Fortschritt der Erkrankung.
Fazit: Warum eine frühzeitige Behandlung so wichtig ist
Die Mitralklappeninsuffizienz ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die unbehandelt zu Herzschwäche, Rhythmusstörungen oder sogar lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Da sie oft lange unbemerkt bleibt, sind regelmäßige kardiologische Untersuchungen besonders wichtig – vor allem für Menschen mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Herzinfarkten oder angeborenen Herzfehlern.
Frühzeitig erkannt, lässt sich die Erkrankung gut behandeln und ihre Folgen minimieren. Medikamente können Symptome lindern, während moderne Eingriffe das Fortschreiten der Insuffizienz aufhalten oder die Klappenfunktion wiederherstellen. Je früher eine individuell angepasste Therapie eingeleitet wird, desto höher sind die Chancen auf eine gute Lebensqualität und langfristige Herzgesundheit.
Wer also ungewöhnliche Symptome wie Atemnot, Müdigkeit oder Herzrasen bemerkt, sollte nicht zögern und einen Arzt aufsuchen – denn eine rechtzeitige Behandlung kann entscheidend sein.
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